Do. Mai 2nd, 2024

Scharfe Kontraste zwischen Krieg und Dekadenz.

Nachdem ich im Ende Mai 2023 eine Fahrt durch die Ukraine nach Odessa gemacht habe um mir einen Eindruck von Stimmung und Lage zu machen (https://lettlandweit.info/ukraine-eine-reise-von-der-propaganda-zur-wirklichkeit-teil-3/) wollte ich auch die andere Seite sprich Russland und die besetzten Gebiete mir anschauen. Hier folgt nun in mehreren Teilen der Bericht.

Zur vorangegangenen Visaprozedur siehe auch:

https://lettlandweit.info/?s=visa

Am 2. Oktober starteten wir, Martin mit deutschem und russischem Pass, Janatul eine Frau aus Bangladesh mit Aufenthaltsrecht in Russland und Litauen, und ich, mit 30 tägigem Visa für Russland, in einem älteren VW T4 Bus mit litauischem Kennzeichen in Deutschland nahe der polnischen Grenze um uns nach Lettland zur Grenzüberquerung nach Russland zu begeben.

In Litauen konnten wir zahlreiche Panzer mit UK Symbolen , und zahlreiche Bundeswehr Fahrzeuge sehen. 

Das Grenzdrama

3. Okt

An der lettisch russischen Grenze, geraten wir durch das idiotisches Navigationsgerät auf Randwege anstatt die Hauptstrasse über Rezekne zu fahren führt es uns Schotterwege durch halbverlassene Dörfer, das erschien dem lettische Grenzschutz sehr verdächtig der dort patroulierte, also Kontrolle, die Frage ob wir schon mal an der Stelle waren , wohin wir fahren …

An der Grenze Terehova gegen 15 Uhr angekommen, in der Schlange neben vielen LKWs “nur” 15 Autos.

Einige mit ukrainischen Kennzeichen, unter anderem auch ein Fahrzeug mit roten litauischen Kennzeichen. Mit dem älteren Mann mit drei Frauen kamen wir ins Gespräch . Er kommt aus dem Donbass, allerdings aus einem Gebiet was zurzeit von Selensky zurück erobert wurde, er will jetzt nach Krasnodar, hat ukrainischen Pass, mit seinem alten Auto einen Unfall gehabt, unschuldig, und deshalb einen Wagen gestellt bekommen mit roten Nummern.

Derweil vergingen 2 Stunden und kein einziges Auto wurde zur Abfertigung durchgelassen. Da es an der Grenze ein Zimmer für 15 € zu mieten gab entschied ich mich als Pessimist es zu nehmen, obwohl Martin meinte 15 Autos vor uns wäre nicht viel , und wahrscheinlich müsste er mich am frühen Morgen oder in der Nacht wecken, weil wir weiter kommen würden.


4. Okt.

Am nächsten Morgen gegen 9 Uhr war kein einziges Auto weiter gekommen, also gaben wir auf mit dem Auto durchzukommen, da innerhalb von 20 Stunden kein einziges Fahrzeug abgewickelt wurde. Bei Nachfragen sagten die lettischen Grenzer, es liegt an der russischen Seite, im Durchschnitt kämen pro Tag ca. 5 Fahrzeuge durch und in der neutralen Zone steckten auch noch 9 Fahrzeuge fest.

Nach längerer Beratung entschieden wir uns das ich und Janatul zu Fuß über die Grenze gehen, und Martin mit dem Fahrzeug über Weißrussland die Grenze passieren wird , welche 100 km entfernt war, und er aus Erfahrung wusste, das mit dem Fahrzeug die Grenzüberquerung circa 4 Stunden dauern würde. Sicherheitshalber begleitet er uns noch bis auf die russische Seite . Das nächste Problem, offiziell war nur erlaubt 300 € auszuführen aus der EU, aber Dollar sind nicht beschränkt bzw können bis zu 10000 ausgeführt werden, lettisches Gesetz die Sanktionen betreffend.

Dummerweise gab ich an circa 1000 € dabei zu haben danach wurde ich über das Gesetz aufgeklärt , ging mit Martin auf die Toilette gab ihm das überflüssige Eurogeld und ging zurück zu den Zöllnern, sagte das ich mich geirrt habe und doch nicht so viel dabei hatte , und das überflüssige jemandem gegeben habe der keine Euro dabei hatte.Sie schauten mich etwas fragwürdig an, ließen mich dann aber weiterziehen.

Auf der russischen Seite fragte man mich nach Dollar aber nicht nach Euro.

Die Frau aus Bangladesch musste circa 4 Stunden warten bis sie ihr den Pass zurück gaben, bei mir ging das in 15 Minuten. Dafür dauerte die Gepäckuntersuchung bei mir sicher zwei Stunden bis ich überhaupt an die Reihe kam, allerdings eine sehr oberflächlich Untersuchung.Danach haben sie dann von Janatul ausgiebig das Gepäck untersucht , während ich überall rumwanderte, nach meiner Gepäckkontrolle hätte ich einfach verdächtige Gegenstände von ihrem Gepäck in meine untersuchte Tasche tun können.

Nach zwei Stunden hatte Janatul immer noch nicht den Pass zurück und ich begann mit den Zöllnern zu diskutieren und den Leiter herbeirufen zu lassen, welchen ich fragte ob wir in der völlig dreckigen verkommenen runtergekommenen Grenzhalle, wo nichts funktionierte, übernachten sollten, außerdem bräuchten wir auch Wasser und Brot.

Also begleitete mich eine junge Zöllnerin hinter den Schlagbaum wo ein Auto mit Produkten zum Privatverkauf stand. Zwei Wasser und 7 Pirogi dafür wollte er 600 Rubel haben, 500 gab ich, mehr hatte ich nicht dabei. Endlich nach vier Stunden kamen wir durch. Ein Privattaxi verlangte für die 1,5 km zum nächsten Hotel 500 Rubel, ich gab 250.

Ukrainer reisen in beide Richtungen, manche zurück, manche raus wie eine Gruppe aus Saparoschija. Für beide Richtungen bleibt die Grenze geöffnet, aber langwierig und umständlich. Warum lässt man Ukraine aus den neu besetzten Gebieten nach Westeuropa ausreisen war meine Überlegung? Um die gespaltene Stimmung zwischen Ukrainern aufrecht zu erhalten?

Martins Plan ging auf, er kam nach vier Stunden durch die lettisch-weißrussische Grenze, so dass wir morgens wieder weiter gemeinsam mit dem Auto fahren konnten.Allerdings wurde er vom lettischen Grenzschutz dreimal angehalten und verdächtigt Flüchtlinge entlang der Grenze zu schmuggeln.

Reisen wie vor 100 Jahren , willkürliche Grenzen, systemlos, wer heute nach Russland reisen möchte braucht viel Geduld und ein gutes Nervenkostüm .

Russland versinkt im eigenen kafkaesken Organisation – Sumpf.

Irgendwelche Kontrollkarten bekam man in die Hand die man an anderer Stelle wieder abgeben musste, irgendwie ist eine wohl übersehen worden, ich habe sie immer noch.

Wohin führen die Wege was kreuzen sie, es ist nicht die Frage nach dem warum, es ist nur das Wundern über den Zufall der kommt und geht wie der Wind, und Dinge zusammenfügt und trennt, mit unsere Einflüssen aber ohne unsere Kontrolle.

Bemerkenswert war noch, das es nicht wie an der Grenze zu Westeuropa einen Fragebogen zur persönlichen Einstellung, was die Ukraine Frage betrifft, gab! Dafür sollten wir unser Reiseziel in Russland angeben, ich wollte nicht gleich die Krim aufführen um möglichen Fragen zu entgehen, also schrieben wir Astrachan.

Ein Gedanke zu „Eine Reise nach Russland und durch „Neu“- Russland“
  1. Interessant – eine privat organisierte Reise ins weite Russland gleicht einem Hindernisrennen, bietet dabei viel eindrucksvolle Erlebnisse.
    Vor 10 Jahren machte ich mich mit Air Berlin auf den Weg nach Nischnij Nowgorod. Das Flugzeug startete mit 3 Stunden Verspätung und der Anschlussflug in Moskau war natürlich längst weg. Information auf dem Flughafen? Fehlanzeige! Mein Neffe, der damals in Nischnij Nowgorod arbeitete, hat für mich per Handy ein Taxi aus Moskau besorgt, das mich für einen bezahlbaren Preis über die kilometerlange Strecke zu einem Bahnhof in Moskau brachte. Dort besorgten der Taxifahrer und ein Polizist – gegen ‚Honorar‘ – für mich ein Ticket für einen Nachtzug. Ende gut alles gut. Ich könnte jetzt weiterschreiben und meine Erlebnisse mit den Fahrten in öffentlichen Bussen in Kurland schildern.

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