So. Nov 24th, 2024

Am Feiertag der lettischen Unabhängigkeit am 4. Mai fanden wir in Ventspils auf dem alten Rathausplatz zahlreiche Jungpioniere, oder anders ausgedrückt „Jaunsardze“ (man könnte es mit Jugendwache übersetzen) als Organisationshilfe und Präsentation für die Veranstaltung vor. Es sind darunter auch wirklich junge Pimpfe, darunter die Jüngsten um die 11 Jahre.

Gegründet wurde diese staatlich militärische Organisation 2009, sie steht Jugendlichen von 10 bis 21 Jahren offen und hatte 2021 ca. 6000 Mitglieder. Ihr Ziel ist neben körperlicher Ertüchtigung ausdrücklich die patriotische Erziehung, Pflege der Heimatliebe und Kampfbereitschaft.

Alle tragen auf ihrer Uniform auf dem Ärmel etwas mit einem S, was wie ein umgekehrtes Z aussieht und symbolisch nicht ganz ohne Bezug zum dritten Reich erscheint.

Das kuriose ist, das Lettland versucht einen ähnlich nationalistisch patriotischen Weg wie Russland mit seiner Jugendorganisation Junarmija einzuschlagen. Im Jahr 2020 gehörten ihr nach eigenen Angaben rund 600.000 Kinder und Jugendliche im Alter von 8 bis 18 Jahren an.

Beide greifen in ihrer Retro Symbolik den Beginn einer Staatsform auf, welche 1918 mit der Unabhängigkeit Lettlands und der bolschewistischen Revolution begann.

In der ersten lettischen Republik gab es entsprechend der Hitlerjugend in Deutschland die Jaunsargi, welche immerhin bis zu 14000 Mitglieder umfasste von 16 bis 21 Jahre und stark militärisch ausgrichtet war.

In Estland gibt es „Noored Kotkad“ (Junge Adler) eine Untergruppierung für Jugendliche von „Kaitseliit „(Verteidigungsbund).

In Litauen gibt es „Krašto gynyba“ eine Organisation zur Grenzverteidigung welche Schüler der 11 und 12 Klasse, wo es ebenso neben der Körperertüchtigung darum geht patriotische Werte zu erlernen.

Fazit:

In der gesamten, nicht nur europäischen, Gesellschaft findet eine beängstigende Militarisierung statt. Ich dachte mal das nun im 21. Jahrhundert wir uns anderen Fragen und Problemen widmen würden, als der Herstellung und dem Gebrauch von Waffen, angesichts globaler Probleme wie Klima und Überbevölkerung.

Religion und Nationalismus sind zwei Dinge von denen die grössten Übel der Menscheit ausgingen, mit denen unzählige Kriege begründet wurden und wir haben nichts daraus gelernt.

2 Gedanken zu „Patriotismus in militärischen Jugendorganisationen insbesondere im Baltikum, der Retro – Trend in einer scheinbar kampfbereiten Gesellschaft“
  1. Nach den Erfahrungen, die die Letten und die anderen baltischen Völker mit ihrem kriegerischen Nachbarn gesammelt haben, haben die baltische Völker wohl eher andere Sorgen als die Frage, ob im Pazifik oder indischen Ozeam drei Inselchen mit 5 Einwohnern absaufen könnten. Immerhin haben die Bolschwiki die Hälfte der baltischen Bevölkerung deportiert und auch Balten wurden in Tschernobyl ohne Schutzmaßnahmenn zu Räumarbeiten im hochradioaktiven Bereich eingesetzt. Weiterhin dienten sie auch als Versuchskaninchen für die Entwicklung der Augenoperationen, mit denen Modekliniken heute Millionen-Gewinne machen. Das haben die wohl nicht vergessen?

  2. Die ideale Kombination wäre die schulseitig organisierte „vormilitärische Ausbildung“ (so hieß das bei uns in der DDR) und ein geistvolles verantwortungsbewußtes Elternhaus.
    Es hat Sinn, schon in frühester Jugend mal „ein bißchen Lack“ zu kriegen. Früh aufstehen, schnell fertig werden, Frühsport, durch den Schlamm robben, über die Sturmwand, Knarre putzen, Bude groß, … Und die Eltern, Großeltern, Uroma müssen den jungen Menschen erklären, was Krieg bedeutet. Daß es für das Leben höchst hilfreich ist, etwas praktisches gelernt und unkomfortable Bedingungen erlebt zu haben – und ebenso, daß man sich hüten sollte, diese Kompetenzen für „Führer, Volk und Vaterland“ zu opfern.
    Wer schonmal eine Knarre auseinander und wieder zusammen gebaut hat, wird nicht ganz so unbeholfen dastehen, wenn mal sein Fahrrad kaputtgeht.

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