Fr. Nov 15th, 2024

Foto: Udo Bongartz

Gedenktafel auf dem Ehrenfriedhof „Bralu kapi“ wegen eines deutsch-lettischen Vertrags?

Das antifaschistische Siegesdenkmal in Riga-Pardaugava war bis letztes Jahr der zentrale Gedenkort der russischsprachigen Bürger Rigas, wo sie am 9. Mai alljährlich ein großes Volksfest veranstalteten, um den Sieg über NS-Deutschland zu feiern. Nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine am 24. Februar 2022 sahen lettische Politiker endlich die Gelegenheit gekommen, dieses und andere unbeliebte Denkmäler aus sowjetischer Zeit abzureißen. Denn die lettische Mehrheit betrachtet sie als Symbol der stalinistischen Okkupation, die sie jahrzehntelang zu ertragen hatten. Bis letztes Jahr wurden sie wegen eines Vertrags mit Russland dennoch erhalten. Doch an den sahen sich die lettische Regierung und die Mehrheit der Saeima-Abgeordneten fortan nicht mehr gebunden. Die Saeima beschloss im Juni 2022 das Gesetz “Über das Verbot der Ausstellung von sowjetische und nazistische Regime rühmenden Objekten und deren Demontage auf lettischem Territorium”. Mit sowjetischen Denkmälern wurde inzwischen gründlich aufgeräumt, damit auch ihre antifaschistische Bedeutung abgeräumt und die russischsprachige Minderheit gedemütigt, für die diese Skulpturen und Anlagen wichtige Erinnerungsorte eigener Identität darstellten. Mit der Beseitigung nazistischer Erinnerungsobjekte hapert es hingegen. Darüber schrieb ich 2019 folgenden Artikel, der immer noch gültig ist, weil die Gedenktafel von Voldemars Veiss nach wie vor trotz gesetzlicher Demontagebestimmungen den Rigaer Ehrenfriedhof “ziert”. In einer Parlamentsdebatte von 2008 verteidigte die damalige Kulturministerin Veiss` Andenken mit dem fadenscheinigen Argument, dass ein deutsch-lettischer Vertrag dazu verpflichte.

Darauf wurde am 12. Dezember 2008 sogar die italienische Corriere della Sera aufmerksam: Mussolini hatte gerade lettische Politiker entzweit: „Die historische Figur von Benito Mussolini hat mehr als 60 Jahre nach seinem Tod Chaos und hitzige Debatten im lettischen Parlament entfacht, nachdem auf dem Friedhof, wo die `Väter des Vaterlandes` des baltischen Landes bestattet sind, eine Gedenktafel zu seinen Ehren aufgestellt wurde.“ (corriere.it). Nun war die Tafel nur erneuert worden und sie enthält noch etliche andere Namen. Mit der lettischen Verehrung für Mussolini wird sich Lettlandweit später einmal beschäftigen. Doch in der Debatte fiel ein weiterer Name, Voldemars Veiss, der ebenfalls auf dem genannten Friedhof zu lesen steht und dem angeblich in deutschem Interesse gehuldigt wird. Die Namen der Genannten sind auf dem Bralu kapi, dem Brüderfriedhof, in Riga zu finden. So nennen Letten ihre Ehrenfriedhöfe für Soldaten. Jene, die als sogenannter „kleiner Mann“ oder sogenannte „kleine Frau“ auf dieser Welt wandeln und die in rührender Weise noch die Gräber ihrer Liebsten für ein paar Jahre auf eigene Kosten hegen und pflegen, bis sie alle schon wieder sang- und klanglos aus der Weltgeschichte verschwunden sein werden, sie dürften nicht schlecht staunen, wer so alles auf diesem absurden Planeten „verewigt“ wird.

Brüderfriedhof in Riga mit Skulptur und Ehrenpodest, gestaltet von Karli Zale.

Der Rigaer Brüderfriedhof mit Skulpturen von Karlis Zale, Foto: Udo Bongartz

Die Anfrage

Am 13. November 2008 stellten J. Pliners und vier weitere Oppositionsabgeordnete an die damalige Kulturministerin Helena Demakova eine Anfrage mit dem Betreff: „Über die Unzulässigkeit, auf dem Rigaer Brüderfriedhof das Gedenken an Benito Mussolini und Voldemars Veiss zu verewigen“.1 Die Parlamentarier wunderten sich darüber, wieso „einige Menschen, deren Namen auf dem Brüderfriedhof verewigt sind, jemandem als positives Beispiel dienen können.“ Neben Mussolini nannten die Parlamentarier den Namen Veiss: „Voldemars Veiss ist bekannt als einer der Organisatoren des Holocaust in Lettland, der unmittelbar an der Organisation des jüdischen Gettos und der anschließenden Vernichtung der Juden teilnahm. Seine verbrecherische Tätigkeit in dieser Angelegenheit hat auch die unter der Schirmherrschaft des Staatspräsidenten arbeitende Historische Kommission bestätigt.“ In den Publikationen dieser Kommission ist der Name Veiss tatsächlich in mehreren Texten erwähnt, die sich mit den Kriegsverbrechen unter deutscher Besatzung in der Zeit von 1941 bis 1944 beschäftigen.

Haupteingang des Brüderfriedhofs mit großem Marmorportal und martialischen Skulpturen

Haupteingang zum Rigaer Brüderfriedhof, Foto: Udo Bongartz

Die Erkenntnisse der Historiker über Veiss

Voldemars Veiss wurde 1899 in Riga geboren. Er beteiligte sich in einer Studentenrotte am lettischen Befreiungskrieg und diente sich bis 1920 zum Oberstleutnant hoch. In den 30er Jahren studierte er an der lettischen Militärhochschule. Vor der deutschen Besatzung arbeitete er als lettischer Militärattaché in Estland, wurde aber kurz vor dem Einmarsch der Deutschen entlassen und kehrte nach Riga zurück.

Juris Pavlovics beschreibt in seinem Beitrag für die Historische Kommission, dass Veiss bestrebt war, im lettischen Militär wieder eine führende Rolle einzunehmen.1 Doch sein Versuch, Kommandant einer eigenen Einheit zu werden, misslang. Durch die Kooperation mit den einmarschierten Besatzern gelang es Veiss, wieder in eine führende Position zu gelangen, allen voran mit SS-Brigadeführer Walter Stahlecker, dem Leiter der berüchtigten Einsatzgruppe A, welche Juden und Regimegegner in den eroberten Gebieten verfolgte.

Karlis Kangeris fand Belege, dass der karrierebewusste Lette von Anfang an zur Zusammenarbeit bereit war.2 Am 7. Juli 1941 beauftragte Stahlecker Veiss, lettische Selbstschutzeinheiten aufzubauen, die auf Heinrich Himmlers Geheiß einige Wochen später „Schutzmannschaften“ genannt wurden. Unter strenger Oberaufsicht der SS wurde Veiss Kommandeur über 400 Hilfspolizisten. Zwar unterstand die berüchtigte „Sicherungsgruppe Arajs“, die sich aktiv an Massenerschießungen beteiligte, nicht Veiss` Befehlsgewalt, doch auch seine Hilfspolizisten ließen sich beispielsweise als Bewacher des Rigaer Gettos und zur Abführung der jüdischen Insassen zu den Erschießungsorten einsetzen. Ende des Jahres ernannten ihn die Deutschen zum stellvertretenden Leiter der Hauptdirektion der „inneren Sicherheit“ (im Nazi-Jargon bedeuten Wörter oft ihr Gegenteil).

Veiss verhielt sich von Anfang an nicht nur kooperativ, sondern auch aktiv mitwirkend. Heinrihs Strods weist in seinem Beitrag darauf hin, dass der lettische Polizeichef bereits am 4. Juli 1941 einen Aufruf in der Zeitung „Tevija“ an „alle national denkende Letten – Donnerkreuzler [Mitglieder einer faschistischen Organisation], Studenten, Offiziere, Verteidiger“ unterschrieben hatte.3 Die Genannten wurden zu einer Versammlung aufgerufen, um „sich aktiv an der Säuberung unseres Landes von schädlichen Elementen zu beteiligen.“

In einem notierten Gespräch mit einem deutschen Generalmajor machte sich Veiss Gedanken darüber, wie man gegen den Feind vorgehen müsse: „Man muss vorsichtig an die Fragen der Isolierung ihrer Familienangehörigen herangehen, in jedem Fall muss man ihre persönliche Betätigung auskundschaften, nur diese kann ein Grund für den Ausschluss aus der neuen Gesellschaft darstellen.“ Heinrich Himmler bedankte sich bei einem Besuch in Riga für die ordentliche Arbeit der lettischen Polizei.

In einem weiteren Beitrag beschreibt der Historiker Karlis Kangeris Veiss als wichtigsten Organisator jener Polizeibataillone, die sich an der Partisanenbekämpfung in Weißrussland und Lettgallen beteiligten. Viele schwere Kriegsverbrechen wurden von den Deutschen in den „Todeszonen“ verübt und von ihren lettischen Helfern zumindest flankiert.4 Kangeris schließt daraus, dass sich die Deutschen auf ihren Gefolgsmann verlassen konnten und er für sie eine große Bedeutung hatte.

Ob sich Veiss unmittelbar an Kriegsverbrechen beteiligte oder solche befahl, steht allerdings nicht fest. Darüber rätseln auch die Autoren seines lettischen Wikipedia-Eintrags.5 Gewiss ist, dass er an der Seite der Besatzer kämpfte, es bis zum Standartenführer der lettischen SS-Legion brachte. Er wurde als erster Ausländer mit Hitlers Ritterkreuz geehrt. Sein vorzeitiger Tod bewahrte ihn, sich nach Kriegsende vor Gericht verantworten zu müssen. An der Front wurde er schwer verwundet und starb am 17. April 1944 in einem Rigaer Krankenhaus. Die deutschen Machthaber ließen ihn mit Ehrenbekundungen auf dem Brüderfriedhof beisetzen.

Der Sarg mit Voldemars Veiss` Leichnam mit NS-Flagge vor dem Rigaer Dom am 21. April 1944. Foto: Bundesarchiv, Bild 101I-702-0420-35 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, Link

Die Antwort der Ministerin

Die Abgeordneten hatten der damaligen Minsterin Demakova konkret folgende Fragen gestellt: „1. Sind Sie der Ansicht, dass Menschen, die ihre Sympathien für den Faschismus mit konkretem Handeln bekundeten, die Ehre haben sollten, neben wirklichen Helden verewigt zu werden? 2. Wer war der Initiator, der die oben genannten Namen verewigte? 3. Welche Maßnahmen plant das Kulturministerium, um die Verewigung faschistischer Ideologie und ihrer Unterstützer durch Gedenkstätten zu verhindern?“

In ihrer Antwort in der Saeima-Sitzung vom 4. Dezember 2008 gab Demakova zu verstehen, dass ihr Ministerium für den Brüderfriedhof nicht zuständig ist. Die Gedenkstätte gehöre der Kommune Riga und eine städtische Agentur bewirtschafte sie. Im Zuge einer allgemeinen Restaurierungsarbeit sei Veiss` Gedenktafel in den 90er Jahren erneuert worden. Das Ministerium habe keine Informationen darüber, wer den Beschluss für Veiss` Bestattung auf dem Ehrenfriedhof gefasst hat.

Und schließlich: „Wegen des Vertrags der Regierungen der lettischen Republik und der Bundesrepublik Deutschland über die Bestattung der im Krieg gefallenen Personen, Paragraph 2, gehört es zur Verpflichtung der lettischen Republik, `auf ihrem souveränen Territorium die Rechte auf den Schutz der Bestattungsorte der auf deutscher Seite im Krieg gefallenen Personen und ihre ewige Ruhe zu gewährleisten`.“6 Tatsächlich hatten die Regierungen Deutschlands und Lettlands am 24. Januar 1996 den Vertrag geschlossen, aus dem die Ministerin zitierte.7 Kann man daraus folgern, dass Deutschland den Erhalt von Veiss` Gedenktafel fordert?

Die Historiker der Kommission erwähnen nicht, ob Veiss die deutsche Staatsbürgerschaft erwarb, vielleicht leistete er einen Eid auf Deutschlands Führer. Allerdings ist auf der lettischen Wikipedia-Seite unter dem Stichwort „valsts“ (Staat) im Veiss-Artikel neben der lettischen Fahne auch die Hakenkreuz-Flagge des Dritten Reichs abgebildet.8

Den Abgeordneten reichte diese Antwort nicht und fragten nach. Demakova reagierte ausweichend, ohne Veiss` Taten zu bewerten oder zum Thema Faschismus Stellung zu beziehen. Statt dessen verlautbarte sie, dass es sich bei der Beseitigung oder Verlagerung von Denkmälern um eine „sehr sensible Angelegenheit“ handele, die „außerordentlich breite öffentliche Diskussionen“ erforderten (die die lettische Mehrheitsgesellschaft gegenüber den sowjetischen Denkmälern, die die russische Minderheit verehrt, vermissen lässt, wie die jüngsten Abrisswellen offenbarten). Demakova wies auf die heftigen Proteste der russischstämmigen Einwohner Estlands hin, nachdem ein Jahr zuvor geplant worden war, ein sowjetisches Denkmal in Tallinn zu versetzen.

Dann relativierte sie das Gedenken am Begründer sowie am Mitläufer des Faschismus` mit sowjetischen Ehrenmälern in Riga: „Wenn Sie prinzipiell den Wunsch haben, die hinterlassenen Spuren der verbrecherischen Regime des 20. Jahrhunderts oder ihrer Satelliten im öffentlichen Raum Lettlands zu beseitigen, dann müsste man mit weitaus sichtbareren Hinterlassenschaften der Regime beginnen, die sich nicht auf den Friedhöfen, sondern gleich im Zentrum der Stadt befinden.“ (Davon ist inzwischen das meiste abgerissen).

Dazu zählte sie die sowjetischen Erinnerungsorte wie das Siegesdenkmal im Rigaer Stadtteil Pardaugava (abgerissen) und das Denkmal für die Roten Schützen (stehen noch) vor dem Okkupationsmuseum „und noch weitere Objekte, die die historische Wahrheit deformieren und die faktisch auf den täglichen Wegen der Städter präsent sind. Diese sind viel sichtbarere Verherrlichungen verbrecherischer Regime als die Namen Veiss` und Mussolinis` auf einem Friedhof, auf dem man sie mit der Lupe suchen muss.“

Tatsächlich ist Lettland wegen eines Vertrags mit Russland aus dem Jahr 1994 verpflichtet, die ungeliebten sowjetischen Ehrenmäler auf seinem Territorium zu erhalten (ein Vertrag, den die Regierung seit dem russischen Angriff auf die Ukraine am 24. Februar 2022 nicht mehr einhält). Ob hingegen das ehrenvolle Gedenken an Veiss im deutschen Interesse liegt und sein Stein erhalten werden muss, ist mehr als zweifelhaft. Auch wenn im Vergleich zu den monumentalen sowjetischen Denkmälern Veiss` Gedenktafel schlicht und unauffällig wirkt, so muss man sie doch nicht „mit der Lupe“ suchen, wie die Ministerin behauptete. Sie befindet sich mit etwa zwei Dutzend anderen in einer hervorgehobenen Position auf einer Plattform in der Nähe der zentralen Skulptur des Brüderfriedhofs, der von Karlis Zale gestalteten „Mutter Lettlands“.

Benito Mussolini wird als Träger des lettischen Soldatenordens „Lacplesis“ unter vielen anderen Trägern auf dem Ehrenfriedhof in einer Gedenkhalle verehrt. Er erhielt ihn, als Lettland noch eine parlamentarische Republik war. Mussolini galt damals kleinen Ländern als Hoffnungsträger, dass Italien sie vor den Ambitionen der benachbarten Großmächte schützen werde. Diese Hoffnung machte der „Stahlpakt“ zwischen Hitler und Mussolini zunichte. Mussolinis Regime war allerdings auch ein Vorbild für die nationalistische Diktatur, die Karlis Ulmanis 1934 errichtete. Foto: Udo Bongartz

Russische Reaktionen

Zumindest russische Diplomaten haben den Namen Veiss auf dem Brüderfriedhof entdeckt und sie benötigten dafür wahrscheinlich keine Lupe. Die Ehrung für Veiss im angeblich deutschen Interesse führte zu russisch-lettischen Verwicklungen. Darüber schrieb die in London erscheinende „Latvija Dienu Ritejuma“ am 21. Mai 2011: „Weshalb besucht der russische Botschafter nicht den Brüderfriedhof? Der lettische Außenminister Girts Valdis Kristovskis hat dem russischen Botschafter in Lettland, Aleksander Wesnikow, sein Fernbleiben an der Veranstaltung auf dem Rigaer Brüderfriedhof am 8. Mai [dem westlichen Gedenktag des Kriegsendes] vorgeworfen. Russlands Außenministerium wies den Vorwurf zurück. Eine Vertreterin des Ministeriums erklärte dazu: `Für uns ist die Teilnahme an den Programmpunkten des Protokolls nicht akzeptabel, weil Lettland einen Brüderfriedhof unterhält, auf dem die hochrangigen lettischen Offiziere der Waffen-SS, Bangerskis und Veiss, bestattet sind. Sie haben sich wegen der Verübung allerschwerster Kriegsverbrechen schuldig gemacht.“9

In einem Interview mit Latvijas Avize vom 3. Juli 2013 bezog General Juris Vectirans, Politiker und Präsident des Fonds für den Brüderfriedhof und Lettlands historischem Erbe, zum Streit Stellung, bei der sich die Frage erhebt, wer noch so alles auf dem Rigaer Brüderfreidhof herumliegt: „In der russischen Botschaft ist man der Ansicht, dass auf dem Brüderfriedhof nur Soldaten der nationalen Armee liegen und dazu der Rottenführer der Lettischen Legion, Kommandeur Voldemars Veiss, General Rudolfs Bangerskis, Oberst Vilis Janums. Aber dort befinden sich sogar sowjetische Partisanen und Oberfeldwebel Zenta Ozola! Auf der linken Seite des Friedhofs bestattete man in sowjetischer Zeit die Pensionäre des Militärs. Die Okkupationsmacht versuchte die Bedeutung des Brüderfriedhofs als Symbol der nationalen Unabhängigkeit zu vermindern, indem es die seinigen beerdigte.“10

Man darf davon ausgehen, dass die Ministerin, die Germanistik studierte, bei ihrer Weigerung, Veiss` Gedenktafel zu entfernen bzw. die Stadt Riga zu einer Beseitigung aufzufordern, kaum den Unmut der Deutschen, sondern die womöglich „außerordentlich breiten öffentlichen Diskussionen“ der eigenen Wähler vor Augen hatte. Ein frisches kleines Kranzgebinde im Dezember 2018 und eine Blume im Mai 2023 an der Gedenktafel des Nazi-Kollaborateurs deuten darauf hin, dass Veiss in Lettland immer noch Verehrer hat. Beim Abriss der sowjetischen Denkmäler 2022 gab es dagegen kein Fackeln. Sie symbolisierten zwar einerseits die gewaltsame Okkupation Lettlands durch Stalin und waren deshalb bei Letten unbeliebt, andererseits hatten sie für Russen eine antifaschistische Bedeutung. Die Erinnerungskultur der lettischen Mehrheit ist einseitig antibolschewistisch ausgerichtet. Das Wort „Antifaschismus“ hat im lettischen Sprachraum die Bedeutung eines Schimpfworts, gewiss auch deshalb, weil es in der Sowjetunion und heute noch in Russland zu Propagandazwecken benutzt wurde.

Quellen:

1Juris Pavlovics. Okupācijas varu maiņa Rīgā 1941. gada vasarā, Latvijas Vesturnieku Komisijas Raksti, Bd. 16, S. 217 ff.

2Kārlis Kangeris, Policijas struktūras Latvijā vācu okupācijas laikā (1941–1945), Latvijas Vesturnieku Komisijas Raksti, Bd. 16, S. 287

3Heinrihs Strods, Latvijas pirmās padomju okupācijas aktīvistu vajāšanas (1941. gada 23. jūnijs – 1945. gads), Latvijas Vesturnieku Komisijas Raksti, Bd. 16, S. 110 ff.

4Kārlis Kangeris. Latviešu leģions – vācu okupācijas varas politikas diktāts vai latviešu “cerību” piepildījums? Latvijas Vesturnieku Komisijas Raksti, Bd. 24, S. 68 ff.

5https://lv.wikipedia.org/wiki/Diskusija:Voldemārs_Veiss (25.1.19)

6http://www.saeima.lv/Lapas/Dep_jaut9/Arhivs/DJ_081204.htm (25.1.19)

7https://likumi.lv/ta/id/43620-ligums-starp-latvijas-republikas-valdibu-un-vacijas-federativas-republikas-valdibu-par-kara-krituso-personu-apbedijumiem (25.1.2019)

8https://lv.wikipedia.org/wiki/Voldemārs_Veiss (25.1.2019)

9http://periodika.lv/periodika2-viewer/view/index-dev.html?lang=fr#panel:pa|issue:/p_003_xbrl2011n20|article:DIVL72|query:Vešņakovam|issueType:P (25.1.19)

10http://www.la.lv/rigas-bralu-kapu-fonds-mums-ir-tikai-ziedojumi-3 (25.1.19)

1http://www.saeima.lv/Lapas/Dep_jaut9/DJR126.pdf (aufgesucht am 21.1.19)

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