Grafik des Internationalen Friedensbüros (ipb.org).
Sheliazhenko, studierter Jurist und Konfliktmanager, informierte über das Internet die Öffentlichkeit, dass der Inlandsgeheimdienst der Ukraine (SBU) am 3. August 2023 seine Wohnung durchsuchte. Zudem erfuhr er, dass die ukrainische Regierung ihn wegen “Rechtfertigung der russischen Aggression” anklagen wolle. Der pazifistische Aktivist hält die Durchsuchung für illegal und die Vorwürfe für unbegründet. Er erklärte, sich auch bei einer drohenden Haft weiter für eine friedliebende Ukraine und weltweiten Dialog einzusetzen.
Die weltweit tätige Friedensorganisation World beyond the War veröffentlichte auf ihrer Webseite eine Stellungnahme Sheliazhenkos zum Vorgehen des SBU (worldbeyondthewar.org). Zur Mittagszeit seien demnach Mitarbeiter des Geheimdiensts an die Wohnungstür gekommen. Sie beriefen sich auf einen Durchsuchungsbefehl. Sie stellten sich nicht namentlich vor und weigerten sich zudem, den Befehl vorzulesen. Sheliazhenko habe die Polizei informiert für den Fall, dass es sich um Kriminelle handelte. Die ungebetenen Besucher hätten nicht auf den Anwalt Sheliazhenkos gewartet, sondern die Tür aufgebrochen, um Computer und Dokumente zu beschlagnahmen. Sie hätten ihm auch gewaltsam das Smartphone weggenommen, mit dem er die Durchsuchung dokumentieren wollte.
Von einem SBU-Ermittler habe Sheliazhenko ein Dokument erhalten, dass ihn bezichtigt, die russische Aggression zu rechtfertigen und die Tätigkeit der ukrainischen Armee zu behindern. Den Pazifisten zu beschuldigen, den russischen Angriff zu rechtfertigen, erscheint angesichts zahlreicher Youtube-Videos, in denen er das russische Vorgehen als Verbrechen bezeichnet, als fadenscheiniger Vorwand. Die Anklage scheint sich auf ein einziges Dokument zu stützen, dass Sheliazhenko für seine Organisation, der Ukrainischen Pazifistischen Bewegung, im September 2022 publiziert hatte. In der “Friedensagenda für die Ukraine und die Welt”, die ebenfalls auf der Webseite von World beyond the War auf Englisch zu finden ist (worldbeyondthewar.org), weist Sheliazhenko darauf hin, dass die UN-Generalversammlung die russische Aggression gegen die Ukraine verurteilt und zu einer unverzüglichen Friedenslösung aufgerufen hat. Zudem fordern die Vereinten Nationen von den Konfliktparteien, die Menschenrechte zu beachten.
Hier ist der eigentliche Grund der staatlichen Verfolgung zu suchen: Sheliazhenko und seine Mitstreiter sind entschiedene Kritiker der Kiewer Regierung und ihres bellizistischen Vorgehens. Während westliche Politiker und Journalisten die Ukraine als Bollwerk für Demokratie und Freiheit verklären, fällt das Urteil der Pazifisten dieses Landes deutlich düsterer aus. Bereits zu Friedenszeiten wurde in der Ukraine das Menschenrecht auf Kriegsdienstverweigerung aus Gewissensgründen nicht gewährleistet. Jetzt, zu Bedingungen des Kriegsrechts, sieht man im Internet Videos von Festnahmen ukrainischer Männer, die versuchten, dem Kriegsdienst zu entkommen. Die Zahl der Deserteure ist wahrscheinlich auf viele Tausende zu beziffern. Sheliazhenkos Erklärung wirft den Regierenden seines Landes vor, seit Jahrzehnten die Empfehlungen des UN-Menschenrechtsausschusses zum Recht auf Kriegsdienstverweigerung zu missachten.
Die Kritik geht weit über die fehlenden Rechte von Kriegsdienstverweigerern hinaus. Die aktuelle Politik, die auf den absoluten Sieg setzt, müsse zugunsten von Friedensverhandlungen und Waffenstillstand geändert werden. Die Verlängerung des Krieges habe katastrophale und tödliche Folgen, zerstöre Wohlstand und Umwelt nicht nur in der Ukraine, sondern weltweit. Die ukrainischen Pazifisten verweigern die Parteinahme, weil beide Seiten eine militärische Lösung fordern. Die brutale Regierung handele illegitim, nichts rechtfertige Repression und Blutvergießen für illusorische Ziele totaler Kontrolle und Rückeroberung von Territorien. Sie wenden sich gegen die Kriegspropaganda, die eigene Vergehen leugnet und sie dem Feind anlastet, um den “Mythos” zu schaffen, man könne mit ihm nicht verhandeln.
Wer auf Google nach Informationen zur Hausdurchsuchung bei Sheliazhenko sucht, wird zahlreiche Artikel auf Webseiten von Friedensorganisationen finden. Nahezu erwartungsgemäß schweigen die deutschen Leitmedien. Lediglich die Taz berichtete am 7. August 2023 von einer Berliner Solidaritätskundgebung für Sheliazhenko (taz.de).
Zu jenen, die sich mit Sheliazhenko solidarisieren, gehört Fritz Edlinger, der in Österreich die Zeitschrift International herausgibt. Er veröffentlichte auf dem Youtube-Kanal seiner Publikation eine Stellungnahme Sheliazhenkos und formulierte dazu seine eigene Position (youtube.com). Auch er habe die Erfahrung gemacht, dass es manchmal gefährlich werde, das “F-Wort” (für Frieden) in den Mund zu nehmen. Ihn irritiert, dass für jene, die den russischen Angriffskrieg verurteilen, aber “an der bedingungslosen Kriegsführung durch die NATO und durch die Ukraine ebenfalls sich erlaubt haben, Kritik zu üben, […] es mitunter schon schwierig [ist], überhaupt noch zu Worte zu kommen”. Jene, die eine möglichst baldige Beendigung des Tötens fordern, statt weiter Öl ins Feuer zu gießen, würden als Putinversteher diffamiert, was nicht nur Sheliazhenkos Engagement, sondern das aller Friedensaktivisten erschwere. Edlinger findet das Verhalten der EU-Politiker unbegreiflich, die er für Scharfmacher hält; dabei sei das Staatenbündnis schlecht beraten, wenn es sich für die Fortsetzung des Krieges einsetze.
Sheliazhenko will sich nicht einschüchtern lassen. Das Internationale Friedensbüro zitiert ihn mit den Worten: “Ich werde von meiner Heimat und meinem Land nicht davonlaufen; wenn ich wegen Pazifismus ins Gefängnis komme, werde ich einen Weg finden, für eine friedensliebende Ukraine auch in Haft von Nutzen zu sein. Ich werde überlegen, schreiben und Wege suchen, um zu einem beständigen weltweiten Friedensdialog beizutragen. Ich werde Mithäftlinge über Frieden und Menschenrechte aufklären und ihnen helfen, besonders, wenn sie sich auch als politische Gefangene erweisen.” (ipb.org)
Weiter LW-Artikel zum Thema:
Yurii Sheliazhenko: Argumente gegen den Endsieg
Es ist in meinen Augen normal, daß wenn ein Land von seinem Nachbarn brutal überfallen worden ist, daß dann die Behörden gegen jeden vorgehen, der sich für die Sache des Feindes einsetzt, auch wenn er das noch so sehr mit angeblich edlen Motiven verbrämt. Man nennt in der Sprache der Miltärs solche Leute Zersetzer, ansonsten werden solche Leute dann von den Verantwortlichn als Verräter bezeichnet. Das war in der Menschheitsgeschichte schon immer so.
Man soll dann auch konsequent sein und darüber berichten, wie der Kriegsherr im Kreml mit Russen umgeht, die gegen den Krieg protestieren – und vor allen Dingen wie die Lehrmeister vom KGB, die den Kreml-Chef ausgebildet haben, mot Kritikern umgingen.
Man bedenke auch, daß es am Vorabend des Krieges wohl offenbar noch einen Verhandlungsversuch des Westens gegeben hat und die Antwort darauf ein Einmarsch gewesen ist.
Man bedenke auch, daß die Kreml-Führung bis heute leugnet, daß es je einen urkrainischen Staat, ein urkrainisches Volk und eine eigenständige ukrainische Sprache je gegeben hätte.
Man beachte auch die neueren Schicksale russischer Oppositioneller und Exilanten, die von jahrzehntelanger Lagerhaft, Giftmorden zu weiteren brutalen Vorgehensweisen reichen. Auch die Mädels von Pussy Riot saßen lange im Knast für ihre Meinungsäußerungen.
Der Rote Terror unter Stalin hat Milionen von Menschen das Leben gekostet, der KGB wurde eigens eingerichtet, um diesen Terror zu organisieren. Er bildete den Kreml-Chef aus – da mag man verstehen, daß die Ukraine rigoros mit solchen Leuten wie in dem Artikel erwähnt, umgehen, was ich auch im Vergleich zum Umgang der russischen Führung mit Oppositionellen sogar noch ein mildes und humanes Vorgehen bezeichnen möchte.
Krieg ist immer dreckig, aber man soll dem Angegriffenen nicht zum Vorwurf machen, daß er alles unternimmt, um den Aggressor wieder loszuwerden. Und daß für die Ukrainer die Hölle erst richtig losgeht, wenn auf welchem Wege auch immer die Ukraine an Rußland fällt – bolß dann ohne internationale Beobachtung und Beachtung. Es dem Aggressor um nichts anderes geht als eine Auslöschung der ukrainischen Idenitität, die durch Deportation von Kinder etc. auch schon begonnen hat. An all dem mögen schon Äußerungen der russischen Führung lange vor Beginn des Krieges keine Zweifel lassen. Auch die Geschichtsbücher lehren, weshalb die Ukraine sich so heftig wehrt, denn jeder, der das nicht versteht, belese sich über jenes düstere Kapitel der ukrainischen Geschichte, die man als den Holodomor bezeichtnet!
Yurii Sheliazhenko vertritt nicht die Sache des Feindes, sondern kritisiert beide Seiten, auch die ukrainische, die Maximalforderungen für Verhandlungen stellt, die falls sie erfüllt würden, keine Verhandlungen mehr erforderten, sondern diktiert werden könnten. Menschenrechtsverletzungen als „normal“ zu bezeichnen, denke ich, sagt alles über die verlogenen Positionen des Wertewestens, dessen Schwarz-Weiß-Propaganda auch bei Ihnen gefruchtet hat.
Ich brauche keine Propaganda, um mir eine Meinung zu bilden! Umfangreiche Geschichtskenntnisse helfen aber dabei, die Mitteilungen aus unterschiedlichen Medien unterschiedlicher weltanschaulicher Prägung zu werten! Verrat ist auch in der Bundesrepublik ein Straftatbestand. Der Unterschied allerdings zu Rußland und der Sowjetunion ist aber, daß man im Westen einen Prozeß bekommt, in dem man auch als Angeklagter eine Chance hat.
Und es ist keine Menschenrechtsverletzung, wenn die Behörden bei Verdacht auf einen Verrat oder Zersetzung zu ermitteln beginnen. Ich denke, auch in der Ukraine herrscht noch soviel Rechtstaatlichkeit, daß er als Angeklagter seine Argumente wird darlegen können und Gehör finden wird.
Hier leigt in meinen Augen also keine Menschenrechtsverletzung vor sondern ein rechtstaatliches Ermittlungsverfahren!
Wer in Rußland das Mißfallen der Regierung auf sich gezogen hat, der überlebt dies leider auch oftmals nicht! Und dies ohne Prozeß!
Wenn man mir also Gutheißung von Menschenrechtsverletzungen unterstellt, dann könnte es vielleicht sein, daß man meine Äußerungen zu sehr durch eine Zerrbrille betrachtet interpretiert hat?
Allerdings wenn ich mir die grauenhaften Schicksale russischer Oppositioneller und z.Z. von russischen Kriegsgegnern betrachte, dann wird mir leider speiübel und ich möchte nicht von einem solchen Land verinnahmt werden! Da braucht’s keine Propaganda sondern nur gesunden Menschenverstand und einen gesunden Überlebenswillen!
Propaganda machen immer nur die anderen? Hierzu mein Artikel vom letzten Jahr im Tabula Rasa Magazin:
https://www.tabularasamagazin.de/author/udo-bongartz/
Im Westen bekommt jeder seine Chance auf einen fairen Prozess? Meinen Sie damit Assange und Snowden? Gesunder Menschenverstand erwies sich allzu oft als die gesammelten Stereotype und Vorurteile der gegenwärtigen Gesellschaft.
Rechtsstaatlichkeit in der Ukraine, wo die Parteien, weil sie zu links sind, verboten werden? Ich hatte schon darauf hingewiesen, dass ein mangelndes Recht auf Kriegsdienstverweigerung bereits eine Menschenrechtsverletzung darstellt. Amnesty International zählt viele weitere auf.
Wahrscheinlich haben Sie recht, dass das russische Ausmaß der Menschenrechtsverletzungen größer ist, doch das rechtfertigt ukrainische Vergehen keineswegs. Besonders die zuweilen rechtsradikal orientierten Freiwilligenbataillone scheinen nicht zimperlich, wenn man dem Text folgt aus einer Quelle, die Sie wahrscheinlich akzeptieren müssten (Bundeszentrale für politische Bildung):
https://www.bpb.de/themen/europa/ukraine-analysen/276575/dokumentation-menschenrechtsverletzungen-der-freiwilligenbataillone/
Versuchen Sie also nicht, die Ukraine als Bollwerk für Demokratie und Freiheit darzustellen.
Zur Bewertung der ukrainischen Gegenwehr kann man nur sagen „Actio gleich reactio“! Man kann nicht ein anderes Land überfallen und durch ausgesuchte Grausamkeit auffallen und dann anfangen zu weinen, wenn man eins auf die Nüsse bezieht – um es mal platt zu sagen.
Im übrigen ist der Rechtsradikalenanteil in der Ukraine weit geringer als in vielen anderen europäischen Ländern – auch geringer als in Rußland!
Und selbst wenn es in der Ukraine Rechtsradikale gibt, dann ist das dennoch kein Grund, dieses Land zu überfallen. Dies ist vorgeschützt, wie jeder Aggressor die Schuld für seine Brutalität bei seinen Opfern sucht. Das ist halt Täterpsychologie – im Großen wie im Kleinen! Und es gibt bei Konflikten immer Menschen, die sich reflexartig mit dem Täter solidarisieren. In der Psychologie nennt man das die Angstbewältigungsstrategie und den Verdrängungsmechanismus der „Identifikation mit dem Aggressor“! Anderswo nennt man das Pazifismus und wiederum anderswo nennt man das Feigheit, Verrat, Zersetzung. Es ist immer eine Frage der Perspektive, aus der heraus man das betrachtet!
Anderes Thema: mir ist es egal, was die Ukraine ist. Denn egal, welches System die Ukraine hat, es gibt Rußland kein Recht, dieses Land oder irgend ein anderes zu überfallen und die Auslöschung seiner Identität zu argumentieren!
Assange und Snowden waren hier gar nicht das Thema, aber sie haben beide Gesetze gebrochen und sehen sich nun einer Strafverfolgung ausgesetzt. Ich habe daher auch mit beiden kein Mitleid und sind für mich bestenfalls ein Produkt eines Medienhypes.
Der andere Aspekt ist der, daß die Amerikaner auch Dinge getan haben, über die ich mich nur an den Kopf gefaßt habe. Aber nur weil der Willi auf dem Schulhof dem Paul die Frontzähne ausgeschlagen hat, kann der Ansgar noch lange nicht den Ranzen vom Rüdiger im Fluß versenken!
Was die Kremlführung hier gemacht hat, das geht gar nicht – und was diese Leute noch ankündigen, das läßt Schlimmestes fürchten und das möchte ich nicht haben! – Die Balten, die auch noch eine gute Erinnerung an die Grausamkeiten der Sowjetzeit haben, wollen das übrigens auch nicht haben! – Nur um den Bezug zu Lettland herzustellen!
@Peter Bock – Ihre gleichgültige Haltung zu Assange und Snowden spricht für sich. Auch geltende Gesetze können eine Menschenrechtsverletzung darstellen, schon vom drohenden Strafmaß her betrachtet. Medien-Hype? In lettischen Medien ist Assange ein marginales Thema und in D muss man nachts Arte-Sendungen schauen zu diesem Justizskandal, der alle Journalisten alarmieren müsste. Ich denke, unsere gegensätzlichen Ansichten sind nun deutlich geworden, ich beende meinerseits die Debatte – aber Sie können meinetwegen noch 10 Kommentare schreiben.
Nur als allgemeine Feststellung und als gundlegende Diskussionsbasis sei noch festzustellen, daß es mir um keinen Wertewesten geht und ich die USA nicht als eine befreundete Nation betrachte, sondern nur als einen Zweckverbündeten, der auch sein eigenes Süppchen kocht, das sich hauptsächlich an dem Status der USA als eine führende Wirtschaftsnation mit sehr egoisitischen Interessen orientiert. Also auch hier geht es nur um schöden Mammon und nicht um Moral oder Werte. Aber bisher hat die Präsenz der westlichen Seemächte eben dazu geführt, daß ich reden kann, wie mir der Schnabel gewachsen ist, ohne imStraflager oder in einer Folterpsychiatrie zu landen, wie das unter der Führung von dem KGB-Schüler wieder einzureißen beginnt und wohl auch das Schicksal ist, das er der Ukraine zugedacht hat.
Ich kann zu der Diskussion nur sagen, es geht um die Friedensfrage.
Kann man Frieden erreichen, und wie, und mit welchen Einbussen für welche Seite.
Aber hinter Herrn Bocks Argumentation steht der geistlose Aus- und Anspruch den auch die deutsche Aussenministerin Baerbock vertritt: „Mit Waffen Frieden schaffen.“
Versucht dochmal mit Benzin Feuer zu löschen …
„Versucht dochmal mit Benzin Feuer zu löschen“
Das geht man braucht nur genug Benzin.
Ist dies hier eine Lettlandseite oder eine Putinpropaganda-Seite? Und wer persönlich wird, der zeigt ja, daß er keine Argumente hat! Dies kann man schon in den Schriften der antiken rhetorischen Schulen nachlesen!
Das Benzin hat der Kreml vergossen und angezündet! Und ich möchte einfach nicht – wie übrigens die Baltischen Völker auch – um wenigestens irgendwelchen Bezug zu Lettland herzustellen -, daß das Feuer, das der Kreml entfacht hat, bei uns ankommt – wie von Kreml-nahen Kreisen schon angedroht!
Die Letten, die Litauer, die Esten und die Liven haben wie die Ukrainer auch für den roten Terror, dessen Schüler der Kreml-Chef ist, gewaltig geblutet und gelitten. Und aus der Kenntnis dieser Geschichte heraus verstehe ich, daß es Leute gibt, die das nicht wiederhaben wollen!
Sind Opfer die ‚besseren‘ Menschen aufgrund ihres Opferstatus?
Derzeit liegt das Augenmerk auf Israel, in dem seit Monaten massiv protestiert wird. Ist es nicht denkbar, dass der Dauerzustand Okkupationsmacht zu sein, den Staat Israel korrumpiert hat? Der Holocaust hat Juden mit massiven Zahlen zum Opfer gemacht. Diese kollektive Erfahrung hat nicht dazu geführt, dass im neu entstandenen Israel ein gewaltfreies Zusammenleben mit den Palästinensern zustande gekommen ist. Sind die Palästinenser als Verlierer die ‚besseren‘ Menschen!?!
Im Hinblick auf die Ukraine sind die dort lebenden Menschen nicht ‚besser‘, weil sie von ihrem Nachbarstaat überfallen worden sind. Die Ukrainer sind vermutlich so gut und schlecht wie ihre Nachbarstaaten, es gibt Diskriminierung, Rechtsradikalismus wie überall. Darüber sollte man medial berichten, es sollte nichts unter den Teppich gekehrt werden. Sind jedoch die überfallenden Russen die ‚besseren‘ Menschen … ? Bleibt zu fragen, ob die Ukraine ein Recht hat sich gegen die russische Invasion zu wehren? Mit welchem Recht werden sie für diese Abwehr von westlichen Staaten mit Waffen beliefert? Welche Rückwirkungen wird dieser Krieg auf die gesellschaftlichen Verhältnisse der Ukraine haben? Die gleiche Frage stellt sich für Russland. Wie kann ein Frieden erreicht werden, der diesen Namen verdient?
Sind Täter bessere Menschen aufgrund ihres Täterstatus?
Es geht für mich schlicht nicht darum, wer die besseren Menschen sind. Dies ist eine absurde Diskussion und wirkt in meinen Augen wie ein plumpes Ablenkungsmanöver von der eigentlichen Problematik, diese Frage überhaupt anzureißen. Ich will weder Kreml-Totalitarismus noch chinesischen Totalitarismus auf deutschem Boden haben. Wenn der Kreml aber schon ankündigt, daß es ihm um Frieden gar nicht geht und er einen wesentlich größeren Krieg vorbereiten täte und Herr Lawrow ankündigt, daß es Friedensverhandlungen nur in einer russisch-chinesisch dominierten Weltordnung geben kann, dann kommt es mir aus gesundem Menschenverstand schon sinnvoll vor, die Aggression des Kreml zu auf ukrainischem Territorium zu begrenzen!
Diskutieren, ob jemand ein Recht auf Verteidigung hat? Ob wir ein Recht haben, die Ukraine zu unterstützen? Wer will uns das verwehren? Es gibt nun mal einen gesunden Selbsterhaltungstrieb.
Gesunder Selbsterhaltungstrieb, ich lach mir den Ast ab, das ist eher sehenden Auges in den Tod rennen für Soldaten beider Seiten. Und was die Letten und deren Einstellung zum roten Terror betrifft, solltest du mit deinem historischen Hintergrundwissen bemerkt haben das die Letten auch die Leibgarde Lenins gebildet haben, also nicht immer so westkapitalistisch eingestellt waren …
….nicht DIE Letten, sondern einige Letten! Kleiner, aber feiner Unterschied! Es sind wohl mehr Letten getötet und deportiert worden als Letten in der Leibgarde Lenins waren!
Der Frieden ist ganz einfach zu erreichen! Der Kreml zieht seine Truppen zurück und macht den angerichteten Schaden wieder gut und wir haben Frieden!
Oder besteht für dich der Friede darin, daß sich die Welt unter der Knute einer von Lawrow angekündigten russisch-chinesisch dominierten Weltordnung zu ducken hat?
Ein großer Teil von „die Welt“ kooperiert oder handelt weiter mit Russland und mit China. Aus eigenem Antrieb. Brasilien denkt gar nicht daran, sich von China abzuwenden oder Russland zu boykottieren. Indien hat Baerbock abblitzen lassen und denkt ebenfalls nicht daran. Baerbock wurde darauf hingewiesen, dass sich die EU selbst während des Ukrainekriegs massiv mit russischer Energie eingedeckt hat und daher nicht berufen sei, Indien zu einem Boykott zu drängen. (Baerbock blieben in Indien nur PR-Bilder von ihr selbst am Grab von Mahatma Gandhi, der wegen seines gewaltfreien Widerstands bekannt ist. Bekannt ist auch, dass Baerbock sich überschlägt in ihren Forderungen nach Waffen für die Ukraine. Der Gipfel an Charakterschwäche und Heuchelei!) Und jetzt zu „unserem“ Europa: Frankreich importiert für seine Stromversorgung weiterhin ungeniert Uran aus Russland. Strom, der von Deutschland gerne importiert wird, besonders seit Deutschland die eigene grundlastfähige Stromversorgung mutwillig zerstört. Eine Mahnung seitens Baerbock (vielleicht mal ohne fatale Versprecher)? – Fehlanzeige! Deutschland importiert außerdem verstärkt LNG-Gas von China. Diese Mengen werden ausgeglichen durch den Einkauf der Chinesen in Russland. Vielleicht überlegen Sie sich nochmal gründlicher, welche Strategie Deutschland befolgen sollte, wer sich duckt und wer oben mitspielt und ob Sie noch auf dem richtigen Pferd sitzen.
Was habt ihr alle nur mit Frau Baerbock? Diese kleine blasse Person scheint ja bei manchen Menschen reichlich Emotionen aufzuwühlen? Versteh ich nicht!
Und was haben Indien und Brasilien mit Lettland zu tun?
Ihr regt euch alle über Dinge auf, die mir hier schlicht am Arsch ganz eiskalt vobeigehen! – Sorry für diese kleine Burschikosität!
Noch mal als kleine Prämisse für weitere Diskussionen: ich habe die Grünen vom ersten Tage ihrer Gründung an nicht gemocht und für unwählbar gehalten! Daran hat sich bis heute nichts bei mir geändert!
https://www.arte.tv/de/videos/104420-000-A/der-nahe-osten-zwischen-krieg-und-frieden/
Ob man in Lettland die Sendungen von ARTE sehen kann?
Es gibt sehr viel mehr bedrohliche ‚Hotspots‘ weltweit außer dem Krieg in der Ukraine, in den sich die bisherige Diskussion verbissen hat.
Ich habe Israel angesprochen, das sich im Inneren in einer höchst angespannten Situation befindet. Folgt man der ARTE Doku, dann ist es in der Tat äußerst bedroht: vom Iran, dem von Iran dominierten Irak, von Syrien und den Hizbollah in Libanon. Das ist sehr, sehr bedrohlich für ein so winziges Land wie Israel am Ende eines ’schiitischen Bogens’.
Sorry, wollte es gut sein lassen, aber haben diese Konflikte einen Bezug zu Lettland?
Wir können nicht die ganze Welt retten, aber versuchen, uns eine gefährliche Macht vom Halse zu halten versuchen, vor der die baltischen Völker wie auch Polen und Deutsche gleichermaßen Grund haben, durchaus Angst zu haben, hat sie eben doch schon auch in vergangenen Jahrhunderten immer wieder Nationen von der Landkarte verschwinden lassen und durch großräumige Verschleppungen auch Identitäten auszulöschen.
Insofern eben die Ukraine einen gewissen Bezug sogar zu Lettland aktuell hat, denn dort spielt sich eben ab, was die nächsten erleben werden, wenn die Ukraine und ihre Identität fertig und ausgelöscht ist. Und da haben eben die Balten auch grauenhafte Erinnerungen an Dinge, die sie wohl nicht ein zweites Mal erleben wollen.