Mi.. Jan. 22nd, 2025
Gepanzerter Mannschaftswagen Patria 6×6, Foto: TnTkrEigenes Werk, CC BY-SA 4.0, Link

„Die Arbeit der EU repräsentiert ‚Bruderschaft zwischen den Nationen‘ und entspricht einer Form von ‚Friedenskongress‘, wie Alfred Nobel dies als Kriterium für den Friedenspreis 1895 in seinem Testament umschrieben hat,“ so begründete 2012 das norwegische Nobelkomitee die Verleihung des Friedensnobelpreises an das Staatenbündnis EU. Ob das Komitee diese Wahl noch einmal treffen würde?

Die EU erscheint heutzutage als ein Bündnis, das sich nicht als Friedenskongress, sondern als Kriegspartei präsentiert. Das verdeutlicht die Resolution zur „anhaltenden finanziellen und militärischen Unterstützung für die Ukraine“, die eine große Mehrheit der EU-Parlamentarier am 17. September 2024 bschlossen hat (europa.eu). Die Abgeordneten forderten nicht nur eine verstärkte finanzielle und militärische Unterstützung der Ukraine, damit sie doch noch den Sieg erringt, sie schreckten auch vor einer weiteren Eskalation nicht zurück. Denn sie forderten „die Mitgliedstaaten auf, Einschränkungen des Einsatzes westlicher Waffen gegen legitime militärische Ziele im Hoheitsgebiet Russlands unverzüglich aufzuheben“ und „Lieferungen moderner Luftabwehrsysteme und anderer Waffen und Munition, einschließlich des Marschflugkörpers Taurus“ zu beschleunigen.

Der gerade ins EU-Parlament gewählte Abgeordnete Michael von der Schulenburg stimmte mit einer kleinen Minderheit gegen diesen Entschließungsantrag. Im Interview mit der Zeitschrift „International“ zeigte sich der ehemalige Diplomat „richtig schockiert, dass man in Europa so ein Dokument verabschieden kann“. Es sei ein Aufruf zum „totalen Krieg“ und er vermisst die Worte Diplomatie und Verhandlungen (youtube.com). Er nannte die Resolution unrealistisch und er fürchtete, dass sich die EU damit nur selbst isoliere.

Die EU-Kommission folgt dem Willen der Abgeordnetenmehrheit. Sie hat nun erstmals beschlossen, sich finanziell an den Waffenkäufen ihrer Mitgliedstaaten zu beteiligen. Bislang war sie dafür bekannt, Straßen- und Eisenbahnbau mitzufinanzieren, wissenschaftliche Projekte zu fördern oder die Landwirtschaft zu subventionieren. Nun kommen Waffenkäufe hinzu. Insgesamt 300 Millionen Euro sollen an 20 EU-Länder verteilt werden, die im Rahmen des Programms EDIRPA Luft- und Raketenabwehrsysteme, gepanzerte Fahrzeuge oder Munition kaufen wollen. Die Rüstungsgüter sollen zur Unterstützung der Ukraine angeschafft werden oder Lücken im eigenen Arsenal auffüllen. Der eingesetzte Betrag soll einen kleinen Anreiz schaffen. Die EU schätzt, dass die geförderten Waffenkäufe einen Gesamtwert von 11 Milliarden Euro betragen. Die Kommission bezweckt damit, „Anreize für die Industrie“ zu schaffen, um „ihre Produktionskapazitäten auszubauen“ (ec.europa.eu).

Auch Lettland erhält nun EU-Geld für Waffenkäufe (sargs.lv). Gemeinsam mit fünf anderen Staaten, darunter Österreich und Deutschland, plant Lettland damit, IRIS-T SLM Flugabwehrsysteme zu erwerben. Diese Raketen können Hubschrauber, Flugzeuge, Drohnen, Marschflugkörper und Kurzstreckenraketen abschießen. Hersteller ist der Rüstungsbetrieb Diehl Defence in Überlingen am Bodensee, der über 21 Produktionsstandorte und Vertretungen in Deutschland und international verfügt.

Zudem will die lettische Regierung mittels EDIRPA gemeinsam mit Finnland, Schweden und Deutschland gepanzerte Fahrzeuge des finnischen Rüstungskonzerns Patria erwerben. Der Mannschaftstransportwagen Patria 6×6 kann mit montierten Maschinengewehren oder Mörsern geliefert werden. Die Firma Patria verfügt mittlerweile auch über Werkshallen in Lettland; im August nahm das lettische Heer den ersten in Lettland produzierten Patria 6×6 in Empfang (sargs.lv).

3 Gedanken zu „Friedensnobelpreisträger EU fördert die lettische Aufrüstung“
  1. Sorry, störe nicht weiter, aber die Letten, die EU-Länder und die Nato tun gut daran, aufzurüsten! Ein hochrangiger russischer Geistlicher hat in einer Predigt mit dem Wohlwollen des russischen Patriarchen Kyrill I. folgendes gesagt:
    „Wir werden keine Ruhe finden, bis Russland nicht sein Protektorat über den gesamten Planeten errichtet hat. Diese Mission hat uns der Herrgott selbst aufgetragen.“ – Ein Gottesphantom? Aber hier ist wohl eindeutig von russischer Seite klargestellt worden, daß Rußland der Aggressor mit einem selbst angemßten göttlichen Auftrag ist und der Westen eben reagiert.
    Aber auch Herr Lawrow hat schon klargestellt, daß es Frieden nur in einer neuen russisch-chinesischen Weltordnung geben könne!
    Übrigens – auch der chinesische Staats-Chef hat gesagt, daß sein Modell der Demokratie ein Modell für die ganze Menschheit sei. Wenn man bedenkt, daß sowohl Rußland als auch China Folterlager für Oppositionelle, Minderheiten und vor allem Kriegsgegner haben, da tut der Westen doch gut daran, gegen ein solches imperialistisches Machtgebahren gut gerüstet zu sein!

  2. Ich habe das anders gehört:

    Viele hochrangige amerikanische Geistliche, Politiker, Generäle, Prominente, … haben in diversen Predigten mit dem Wohlwollen ihrer europäischen Vasallen folgendes gesagt:
    „Wir werden keine Ruhe finden, bis Amerika nicht sein Protektorat über den gesamten Planeten errichtet hat. Diese Mission hat uns der Herrgott selbst aufgetragen.“ – Ein Gottesphantom? Aber hier ist wohl eindeutig von amerikanischer Seite klargestellt worden, daß Amerika der Aggressor mit einem selbst angemaßten göttlichen Auftrag ist und der Osten eben reagiert.

    Will die Russen hier nicht exklusiv in Schutz nehmen. Ihre Interessen setzen sie auch mit Gewalt durch. Aber eben nur ihre Interessen. Nix weiter. Ein Blick auf die Landkarte hilft ihnen bei der Einschätzung ihrer Erfolgsaussichten.
    Im Westen haben viele schon verlernt, eine Landkarte zu lesen.

    1. Viele haben leider nicht nur nicht gelernt Landkarten zu lesen, sondern auch sie richtig zu interpretieren. Zudem haben viele Menschen nicht mehr gelernt, Geschichtsbücher zu lesen oder gar die Bibel, die nämlich kein dümmliches esoterisches Machwerk ist, sondern manches beinhaltet, was sich manche heutzutage durch mancherlei Propaganda verblendet nicht mehr zu Herzen nehmen.

      So steht in der Bibel bespielsweise geschrieben, daß eben der frömmste nicht in Frieden leben kann, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt. Zudem stellten auch schon die antiken Philosophen und Staatstheoretiker fest, daß der Garant für Frieden und gedeihliches Nebeneinander eben das Wissen des Nachbarn um die eigene Wehrhaftigkeit ist.
      Zudem hat auch schon mal der amerikanische Außenminister Kissinger gesagt, daß erfolgreiche Diplomatie oft das Ergebnis eines gewaltigen militärischen Drohpotenzials sei.
      Auch ein Engländer drückte es mir mal zu Sinn und Zweck von Atomwaffen mal so schön und knackig aus „They are for diplomacy!“!

      Der Blick auf die Landkarte lehrt, daß eben die Balten gut daran tun, gut gerüstet zu sein und unter dem Schirm einer Supermacht und gut gerüsteter Verbündeter in der Nachbarschaft zu stehen. Allerdings lehrt auch nicht nur die neuere Geschichte, daß es kleinen Ländern oftmals möglich ist, auch mächtiger Aggressoren aus dem Lande wieder hinauszuwerfen.
      So gingen die Feldzüge Peters des Großen in das Gebiet der heutigen Ukraine eher katastrophal aus. Nicht nur, daß die Krim-Tataren einmal es bis nach Moskau geschafft hatten in einem Gegenschlag, sondern die Hohe Pforte und die dortige Bevölkerung Peter I. schwere Niederlagen beibrachte, die ihn an Suizid denken ließen, von denen seine Frau Katharina I. alle Mühe hatte, ihn wieder davon abzubringen. Zudem mußte Peter in enem Diktatfrieden die Festung Asow, die er auszubauen begonnen hatte, vollständig schleifen.
      Auch die Polen hatten es in dem schrecklichen Interregnum in Moskau bis eben dorthin geschafft und auch eine kurze Herrschaft aufgebaut.
      Auch im Mittelalter und in der frühen Neuzeit fielen oft riesige Festungsanlagen innerhalb von Minuten, wenn die Mannschaft ebenda keine Lust hatte. Umgekehrt gelang es motivierten Besatzungen, Burgen von der Größe eines modernen Einfamilienhauses Monate und Jahre zu halten und die Belagerer zum Abzug zu zwingen.
      Es gibt also auch noch andere als geostratigische Aspekte, die über Sieg oder Niederlage entscheiden. Ich gebe weder die Ukrainer noch die Balten verloren und halte dieses Gerede davon, daß nur der Blick auf die Landkarte alles sagt, für das propagandistische Gerede vom Charakter und mit dem Ziel der Zersetzung von Leuten, die mit dem Gedanken einer Restitution der Sowjetunion sympathisieren – oder höflicher ausgedrückt für Wunschdenken! Aber Wünsche gehen manchmal eben nicht in Erfüllung, wenn Leute die Rechnung ohne den Wirt machen oder trotz hybrider Kriegsführung Moskaus sich nicht alle Leute einlullen lassen!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert


Translate »