Do. Nov 21st, 2024

Angesichts aktueller Entwicklungen im vorderen Orient, die denen der Ukraine vergleichbar sind, flammen in europäischen Medien wieder alte absurde Diskussionen auf. Daher halte ich es für sinnvoll, auch in einem lettischen Magazin allgemeine Überlegungen zu diesen Entwicklungen zu plazieren.

Es ist eine bekannte Tatsache, daß es auch im Baltikum eine jüdische Tradition gab, die mit den Ereignissen der Mitte des 20.Jahrhunderts erlosch. Man nennt diese Fehlentwicklungen „antisemitisch“, wobei ich diese Begriffswahl für die Folge eines Vermeidungsverhaltens in dem Sinne sehe, daß man den korrekten Begriff für das vermeiden wollte, was man nicht mochte und daher den Oberbegriff auf einen Teil des ganzen anwandte. Er paßt jedoch nicht zu aktuellen Fehlentwicklungen und sollte daher korrigiert werden. Die Verwendung dieses Begriffes ist allerding in den Augen des Autors heute ein Zeichen für den Bildungsmangel derer, die in anwenden. Hier ein kurzer Aufriß, der erklären soll, weshalb man gewisse Begrifflichkeiten nicht mehr anwenden sollte:

Die hebräische Sprache und das Alt-Aramäische, das im Judäa der Antike gesprochen wurde, sind nur zwei Sprachen aus der ehemals umfangreichen Familie der semitischen Sprachen, die im vorderen und mitteleren Orient der Antike die führende Sprachfamilie waren. Auch das Phönizische – im lateinischen „punisch“ genannt war dem hebräischen nah verwandt.
Diese Sprachfamilie ist auch in mehrere Zweige zerfallen, von denen fast alle Entwicklungslinien heute ausgestorben sind und Forschungsgegenstand für Alt-Orientalisten.
Das Alt-Aramäische, das vermutlich Jesus gesprochen haben dürfte, lebt im Aramischen in der Nähe von Damaskus heute noch fort und ihre Sprecher sind überwiegend Christen.
Weitere Semitische Sprachen, die überlebt haben, sind das Arabische, das heute die Lingua franka für den Orient und Nordafrika ist – dabei in so viele zahlreiche Dialekte und Lokalvarianten zerfallen ist, daß sich ihre Sprecher untereinander auch kaum noch verständigen können. Das Malti ist auch eine semitische Sprache, die sich aus dem Arabischen entwickelt hat und mit zahlreichen Lehnwörtern überfrachtet ist.
Auch die seit der Antike mit den Juden verfeindeten Palästinenser sprechen Arabisch, sind somit auch in sprachlicher Hinsicht ein semitisches Volk.

Somit können beispielsweise Orientalen, die etwas gegen Juden haben, keine Antisemiten sein, denn dann wären sie ja gegen sich selber. Im Orient bekämpfen sich eben halt eine ganze Menge semiitscher Völker gegenseitig.

Und bei korrektem Gebrauch des Begriffes Antisemitismus müßte ja ein Antisemit ja jemand sein, der auch was gegen Araber, Aramäer und Malteser hat.

Somit wäre der Begriff „judenfeindlich“ oder „antijüdisch“ oder „antiisraelisch“ für die aktuellen in den Medien diskutierten Fehlentwicklungen angemessener.

Allerding der Begriff antiisraelisch wäre mit antisemitisch nicht deckungsgleich, denn man kann israelischer Staatsbürger sein und muß kein Jude sein und keine semitische Sprache sprechen, denn Israel ist seit Jahrzehnten auch ein Einwanderungsland und nimmt auch viele Juden aus dem ehemaligen Ostblock auf, die sich dort auch heute noch nicht wieder wohlfühlen – übrigens auch aufgrund aktueller politischer Entwicklungen innerhalb Rußlands.

Israel ist auch das einzige Beispiel für die Wiederbelebung einer ausgestorbenen antiken Sprache, denn man hat das Alt-Hebräische wiederbelebt, das heute in einer modernen Variante in Israel gesprochen wird – aber nur möglich war, weil die jüdische Gestlichkeit in ihrer rabbinischen Schule eben diese Sprache, die zu Zeiten Jesu in Judäa bereits ausgestorben war, in der Diaspora kultiviert und tradiert hat. Ein Rabbi muß nach meiner Kenntnis Althebräisch fließend in Wort und Schrift beherrschen!

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