Die kurländische Ortschaft Aizpute mit diesem heutigen lettischen Namen wurde 1248 erstmals als Hasenpoth oder Hasenpott erwähnt. Ihre Hauptkirche St. Johannis wurde auf dem Burgberg der ehemaligen kurischen Burg errichtet und war Domkapitel und Bischofsitz. 1378 wird Hasenpoth im Rgaer Stadtrecht als schon bestehender Bischofssitz erwähnt. 1526 wurde die Kirche lutherisch und 1567 wurde Kurland auf Anordnung protestantisch, indem der Bau von 70 evangelischen Kirchen befohlen wurde. Das lutherische Gesangbuch war dort allgemeiner Standard.
Die Pfarrei von St Johannis hat und hatte mehrere Filialgemeinden wie Zierau, welches bis in das 17. Jahrhundert zu Hasenpoth gehörte und seit 1972 wieder zur Gemeinde gehört. Jamaiken ist heute eine eigenständige Gemeinde, Pilten (lettisch Piltene) war der Sitz des Herzogs. Eine Burgruine als Rest des Herrensitzes existiert dort noch. Es wird auch von einem kleinen heute dort nicht mehr nachweisbaren Kirchlein berichtet. Appricken, Neuhausen, Niekratzen und Schnepeln sind auch Teil der Gemeinde von Aizpute.
Kurland als Landesteil von Lettland wechselte mehrfach den Herrscher. Es unterstand nach einer kurzen deutschen Episode zeitweise Dänemark, kam unter polnische Oberhoheit und fiel auch an das Zarenreich, was jeweils umfrangreiche Neuordnungen des Gemeindelebens zur Folge hatte. Grundsätzlich wurde von allen Herrschern das protestantisch geprägte Gemeindeleben nicht gestört.
Nach der ersten völkerrechtlich anerkannte Eigenständigkeit Lettlands von 1918 bis 1940 fiel Lettland aufgrund des Hitler-Stalin-Paktes in die sowjetische Interessensphäre. Die Deutschen in Kurland mußten daher das Land verlassen und der deutsch geprägte Teil des Gemeindelebens erlosch für immer.
Es folgten unter der sowjetischen Besatzungszeit von 1940/41 Repressalien, die auch dazu führten, dass der Gemeindepfarrer aus dem Weihnachtsgottesdienst heraus wohl nach Sibirien verschleppt wurde und nie wieder gesehen ward.
Unter der Besatzung durch die deutsche Wehrmacht 1941 bis 1945 verlief in Kurland das Leben weitgehend ungestört.
In der Zeit der Zugehörigkeit zum Sowjetimperium von 1945-89 wurde das Gemeindeleben nur noch heimlich forgeführt. Es wurden sogar heimlich Konfirmationen durchgeführt. Allerdings war die Furcht vor den kommunistischen Fremdherrschern sehr groß, was nämlich auch zu einem Verlust von historischen Dokumenten führte. Auch fehlte es an Nachwuchs an Geistlichen bedingt durch die ideologische Ausrichtung der sowjetischen Herrscher.
Nach der erneuten Unabhängigkeit zerfiel das Gemeindeleben in Aizpute und heute ist St. Johannis innerhalb der protestantischen Konfession durch Kontakte nach Schweden und in die Schweiz eher als reformiert zu betrachten.
Verlorene Dokumente – Folgen der sowjetischen Repression
Von der Geschichte der Johanniskirche und der Gemeinde in Aizpute exiistiert nur noch eine Monografie, die in der Zeit nach dem Zerfall der Sowjetunion von einem Pastor namens Sproghis verfaßt wurde. Da zu Zeiten der Zugehörigkeit Kurlands als Landesteil Lettlands zur Sowjetunion von ihren Besitzern zahlreiche Dokumente aus Angst vor Repressalien durch die Sowjets vernichtet wurden, konnte auch diese Monografie teilweise nur aus Gedächtnisprotokollen und mündlichen Mitteilungen von Menschen, die diese Dokumente noch kannten oder mal besessen hatten, gefertigt werden.
Diese Monografie als einzige Quelle im Literaturverzeichnis existiert in den Sprachen Lettisch und Deuttsch und beide Textversionen sind in diesem Band vorzufinden, wobei es sich hierbei um keine Simultanübersetzung handelt. Der lettische Text ist weit umfangreicher und enthält auch Originalzitate von befragten Personen.
Weiterführende Literatur
Weiterhin wurde von dem Autor der Studie auch eine Recherche von Literatur über Lettland unter dem Aspekt von Sekundärhinweisen auf Aizpute und insbesondere die Gemeinde St. Johannis durchgeführt und fand punktuelle Hinweise in folgenden Publikationen geschrieben vor und nach der Sowjetzeit:
Diese Publikationsliste wird auch in dieser Monografie aufgezählt und ist aus dieser zitiert und sei hier als weiterführende Literatur erwähnt:
1. L.Adamovics: Kristigas baznicas vesture. Riga, 1927
2. L.Adamovics: No Dzivibas un latviesu tautas vestures viela. 4.burtnica. Riga, 1935
3. E. Dubins: Kurzeme. Riga, 1993
4. I. Grauzdina: Tükstos melem ergeles spele. Riga, 1987
5. T. Kallmeyer: Die evangelischen Kirchen und Prediger Kurlands. Riga, 1910
6. E. Kiploks: Dzimtenes draudzes un baznicas. Nebraska, 1961
7. E. Lange: Latvijas baznicas vesture. Nebraska, 1961
8. C. Meissner: Das schöne Kurland. München, 1917
9. A. Richter: Baltische Verkehrs- und Adressbücher. Band 2: Kurland. Riga, 1912
10. E. Solovjovs: Neuzvaretais keceris. Riga, 1989
11. E Thomson: Schlösser und Herrensitze im Baltikum. Frankfurt am Main, 1963
12 Baltische Städte in alten Ansichten. Frankfurt am Main, 1973
13. Es un mans nams. Riga, 1940
14. Kurland. Stuttgart, 1917
15. Latvijas konverscijas vardnica. Folgen 1, 3, 6, 7, 10–13, 16, Riga, 1927–1938
16. Latvijas konverscijas vardnica. No 1940. gada lidz musdienam, Riga, 1990
17. Aizputes Avize, Nr. 11–13, Jelgava, 1993–1994
18. Jaunatnes Cels, Nr. 5, Riga, 1989
19. Pakapieni, Nr. 3, Riga, 1989
20. Svetdienas Rits, Nr. 33, Riga, 1940
Verwendete Literatur
Die bibliografischen Daten o.g. Monografie, auf der der Text basiert, sind wie folgt:
Santa Sprogev-Valdmane: Aizputes Sv. Jana baznicas vesture/Die Geschichte der St. Johanniskirche in Hasenpoth, Apgads „Harro von Hirschheydt“, Aizpute 2000, ISBN 9984-9329-3-1, Reg. Nr. 000314649