Di.. Apr. 1st, 2025

Seit einigen Jahren wird im Baltikum parallel wie in Russland der Wehrunterricht sowie Wehrübungen für Kinder an Schulen vermehrt angeboten (siehe dazu auch: https://lettlandweit.info/patriotismus-in-militaerischen-jugendorganisationen-insbesondere-im-baltikum-der-retro-trend-in-einer-scheinbar-kampfbereiten-gesellschaft/) und jetzt in Lettland zu Pflicht gemacht.

Aus einem aktuellen Artikel der Tagesschau

https://www.tagesschau.de/ausland/europa/lettland-russland-verteidigung-100.html

entnehmen wir eine Aussage des Schuldirektors des Gymnasiums in Sigulda, Rudolfs Kalvans: „Indem wir auch schon junge Menschen trainieren, senden wir das Signal, dass es hier nichts zu holen gibt. Alle sind bereit.“

Ja, Lettland besitzt weder interessante fossile Energien, noch seltene Erden, kein Gold, Diamanten etc., in diesem Teilsatz hat der Direktor wohl unbeabsichtigt richtig gelegen. Welches Interesse sollte Russland am Baltikum, bzw. Lettland haben?

In der hysterischen Kriegsangstverbreitung in Europa, insbesondere im Baltikum, vergisst man zum anderen, dass eine wehrfähige Schlagkraft Europas, insbesondere des Baltikums, in weiter Ferne liegt.

Wenn wir dem westlichen Mainstream folgen würden und Russland als das absolut Böse und vertrauensunwürdig verstehen, dann muss man sich fragen, ob denn in ca. 5 Jahren benötigter Aufrüstung Europas und des Baltikums zur effektiven Grenzverteidigung Russland ganz still sitzen und warten würde, oder ob es nicht so schnell wie möglich den Generalangriff auf Europa und das Baltikum vornehmen würde. Dann wäre die ganze Aufrüstung völlig vergebens, weil viel zu spät.

Zum anderen ist Russland zur Genüge in der Ukraine beschäftigt und kann sich keine weitere Front leisten.

Da wird uns 3 Jahre lang gepredigt, die russische Armee ist am Arsch, die haben kein Material, verheizen nur den alten Sowjetschrott unter immensen Verlusten, und jetzt auf einmal haben sie die Stärke baltische Natoländer anzugreifen, – was denn nun???

https://www.fr.de/politik/ernste-warnung-putin-plant-militaerische-provokation-gegen-nato-93655502.html

Wo sind denn die superschlauen Faktenchecker gelandet? Auf dem Mond?

Beide, Putin und Trump wissen, dass Russland weder die Absicht noch die Mittel hat, Deutschland und den Rest von Europa zu überfallen und zu besetzen.

Wirtschaftliche Folgen der Kriegshysterie

Auf Basis dieser unrealistischen Annahme überschuldet sich Deutschland, setzt falsche Prioritäten und ruiniert seine Wirtschaft endgültig. Das trifft dann auch die ganze EU.

Dann ist es bald vorbei mit EU Mitteln für baltische Länder, und an diesem Tropf hängen viele. u.a. auch zahlreiche Akademiker, aber die können sich ja dann beim Militär bewerben.

Wo der Begriff „Das Böse“ heute verwendet wird, welches einem gewissen theologischen Anachronismus entspricht, sollten wir es sinnvoller durch das Wort „Gier“ ersetzen. Dann werden die politisch und wirtschaftlichen Motivationen leicht durchschaubar.

Auch die erzkonservative polnische Regierung investiert stabile 4,7 Prozent ihres BIP in Rüstung (in Litauen ab 2026 fünf bis sechs Prozent, in Lettland ab 2026 vier Prozent).

Sofern man davon ausgehen kann, dass die USA wirklich den Friedensschluss suchen und Russland bei einer möglichen Konfrontation mit China auf der „Habenseite“ verbuchen wollen, können sie einen ungebremsten Krieg der EU gegen Moskau nicht goutieren.

Dennoch bleiben Restzweifel: Es gibt Stimmen in sicherheitspolitischen Kreisen der USA, die eine Arbeitsteilung „USA gegen China, EU gegen Russland“ für sinnvoll halten. Sollte dieses Kalkül von Trump aufgehen, hätte Washington gegenüber Moskau mit gezinkten Karten gespielt.

Für die Putin-Administration bleibt das Restrisiko, dass ein möglicher Waffenstillstand in der Ukraine dem EU-Ukraine-Block Zeit für eine dreifach überlegene Aufrüstung verschafft. Man sollte sich im Kreml an die wahren Worte von Angela Merkel und Minsk II erinnern: Zeitgewinn für die Ukraine.

https://www.telepolis.de/features/ReArm-Europe-EU-ruestet-auf-aber-gegen-wen-10326066.html?seite=all

Die EU Linie:

„Öffentliche Investitionen allein werden letzten Endes nicht ausreichen, um den Investitionsbedarf der Verteidigungsindustrie zu decken. Zu diesem Zweck hat die Kommission heute auch die Strategie für die Spar- und Investitionsunion angenommen. Sie wird es interessierten Menschen in Europa erleichtern, private Ersparnisse in kritischen Wirtschaftszweigen wie der Verteidigung anzulegen.“

https://germany.representation.ec.europa.eu/news/zur-zukunft-der-europaischen-verteidigung-weissbuch-und-rearm-europe-2025-03-19_de

Also Kriegsanleihen, am besten noch zwangsverpflichtend.

Die EU und Deutschland machen dann das, was im Kalten Krieg der Sowjetunion passierte,
sie rüsten sich bankrott!

Hier vielleicht noch etwas zum Nachdenken aus den Erinnerungen des Karl Max Fürst von Lichnowsky, welcher 1912 – 1914 Deutscher Botschafter in Grossbritannien war:

„Ein für einen bestimmten Zweck gewollter und geführter Krieg braucht kein Verbrechen zu sein, ihn aber zu verursachen, ohne ihn gewollt zu haben, ist das schlimmste, was man einem Staatsmann vorwerfen kann!“

Nachtrag:

Riga 27./28. März 2025

Die Stadt ist nur noch an steriler Schatten und Überbleibsel seiner selbst. Etwa ein Drittel der Läden stehen zur Vermietung, es existiert keine Atmosphäre mehr die Straßen sind abends leer. Drei Dänen die ich zufälligerweise traf erzählten mir dass sie abends alleine in der Bar in der Altstadt gesessen haben, und das vor fünf Jahren zur selben Jahreszeit im Frühling es in Riga noch ganz anders war.
Und am Rande auf dem Markt treffe ich einen lettischen Lasterfahrer, wir kommen ins Gespräch, trinken ein paar Bier zusammen. Er sagte mir, mit dem russischen Nachbarn muss man leben, ob er sich nun schlecht oder gut benimmt man kann ihn nicht einfach ignorieren und aus der gesamten Kulturlandschaft verbannen, das ist ein sehr großer Fehler.
Selbst eine überzeugte lettische Nationalistin und Russenhasserin sagte mir im Bezug auf die Strassenumbenennungen in Riga, dass dies nun völliger Unsinn wäre auch philologisch und kulturhistorisch.

https://www.nordisch.info/lettland/moskauer-vorstadt-in-riga-wird-umbenannt

https://www.lsm.lv/raksts/zinas/latvija/21.02.2024-rigas-dome-nolemj-pardevet-maskavas-un-vel-vairakas-ielas-galvaspilseta.a543878

Und das man sich als Stadtführerin selbst kaum noch in Riga nach diesen ganzen Namensänderungen auskennen würde. Ebenso kritisch sieht sie auch die Demontage vieler auf Russland bezogener Kulturdenkmäler.
In der letzten kleinen Trinkbude in Riga kurz vor Mitternacht treffe ich ein paar seltsame Gestalten, arme Russen die auf dem Markt für Sauberkeit sorgen, sie müssen mit dem Mindestlohn von 500 EUR monatlich auskommen, bei Preisen für Nahrungsmittel die teils schon doppelt so hoch sind wie in Deutschland.

3 Gedanken zu „Wehrfähige Schüler im Baltikum, neue Kinderkreuzzüge?“
  1. Was geht denn in Lettland ab. Was will der Russe den dort, wie im Artikel schon geschrieben.
    Das mit den Denkmälern und Straßenumbenennungen ist eine riesige Sauerei.
    Habe als Deutscher 11 Jahre in LV gelebt (2006-2017), da war es meistens ein friedliches und normales Miteinander. Als ich vorige Woche eine Lettin in Leipzig sprach, die gerade aus LV kam, sagte sie mir,
    Jeder denkt nur an sich um sich zu bereichern oder andere Vorteile zu erlangen.
    Na ja, die Politiker machen es ja vor.
    Uwe

  2. Renaming streets is a pointless exercise, designed to give the appearance of change while doing nothing in practical terms except confusing everyone.

    America’s foolish behaviour since 1991, and especially since 1999, 2004, 2008, and 2014, has lumbered Europe with an unwanted American proxy war in our backyard, one that could potentially go nuclear. Add to that their destruction of Nord Stream – an act of war against a cowed ally – and it’s fair to conclude that as an ally, America is more trouble than it’s worth.

    Trump and Vance have sent clear signals to Putin that America will not back Europe in a war against Russia, giving Russia the green light to invade if they wish. This is what happens when a hegemonic thug wanders the world, picking fights with and sundry, and their allies sit meekly on their hands in the hope they won’t be next. That cowardice has been rewarded with desertion, and we now face a very angry bear awoken from its slumber after being repeatedly poked in the eye with a sharp stick.

    But I’ve never believed this nonsense about Putin expanding Russia into another empire. There’s absolutely no evidence of this: Putin could have gone into his neighbouring states in 2000, in response to NATO’s reneging in 1999 of an agreement made in 1990. But he didn’t. And he’d still be in Georgia instead of leaving after five days in 2008.

    I don’t think Russia wants war any more than we do, any more than he wanted war with Ukraine, with whom they’d enjoyed peaceful trade relations for years. I think what he wants is what Gorbachev wanted in 1990: peaceful and prosperous relations with the European neighbours.

    He could, however, test Article 5 – which has yet to be triggered in response to an attack by Russia or China – by mounting a small attack somewhere immaterial to see what happens next. If, without the support of America, NATO appears to be a paper tiger, who knows what Putin will do? My guess is he might annex the Baltics, but I think it’s more likely he’ll expose NATO for what it is – all bluff and bluster without big brother America’s support – and will retreat back to Russian territory with a smirk of victory on his face, and then embark on a program of integration with Europe and assist in isolating America politically, militarily and economically.

    One hopes so, because America has proven beyond any reasonable doubt they’re the single greatest obstacle to world peace because of their addiction to the proceeds of war.

  3. Herstellung von Verteidigungsfähigkeit hat wohl nichts mit Kinderkreuzzügen zu tun. Rußland hat die Unabhängikeit der baltischen Staaten nie richtig anerkannt und das Beispiel der Ukraine zeigt ja, wozu der Aggressor aus dem Kreml fähig ist.

    Zudem die Tatsache, daß der neue amerikanische Präsident dem westlichen Bündnis und einer von der Auslöschung bedrohten befreundeten Nation auf beschämendste Weise in den Rücken fällt, läßt die Notwendigkeit aufkommen, an der eigenen Verteidigungsfähigkeit zu arbeiten.

    Zudem mag es auch befremdlich erscheinen, daß niemand sich daran stört, daß beispielsweise im Ostblock von Anbeginn des Bolschewismus üblich war, sogar Mädchen Wehrkundeunterricht und Marschierübungen zu verordnen.

    Es mag auch befremdlich erscheinen, daß sich niemand daran stört, daß der Kreml bereits seit Jahren mit falschen Versprechungen Ausländer anwirbt oder vermeintlich als Touristen in das Land holt und sie dann in der Ukraine in die Schlacht wirft. Es stört offenbar auch niemanden, daß Rußland bereits Nordkorea in den Krieg mit hineingezogen hat und die Nordkoreaner als Kanonenfutter verheizt.

    Angesichts der Tatsache, daß auch in russischer Kriegsgefangenschaft befindliche Ukrainer kastriert werden, stört offenbar keinen?

    Auch stört es wohl keinen, daß Rußland schon längst im Baltikum im Rahmen der hybriden Kriegsführung Störmanöver praktiziert und mit Litauen bereits Grenzsstreitigkeiten begonnen hat und beispielsweise Haftbefehl gegen estnische Politiker ausgestellt hat und die Grenzanlagen zu Estland demontiert hat. Es sind die Provokationen, die auch von russischer Seite gegen die Ukraine vorausgegangen sind.

    Es stört wohl auch kaum, daß im Kanal 1 des russischen Fernsehens seit Jahren schon gegen Deutschland und Polen gehetzt wird – und zwar im Sinne von Kriegspropaganda, in der nicht mehr diskutiert wird, ob man Deutschland angreifen solle, sondern nur noch wie man die Atomraketen einsetzen müsse!

    Die Herstellung von Verteidigungsbereitschaft als Kriegshysterie darzustellen, ist wohl eine nur schwer erklärbare Art von Tatsachenverdrehung. Kriegshysterie werden seit Jahren vom Kreml und der orthodoxen Kirche mit dem Moskauer Patriarchat getrieben.

    Aber die Tatsache, daß das mit den Kinderkreuzzügen verglichen wird, daß jungen Leute in einem der bedrohtesten Landstriche des Nato-Territoriums auf zu erwartende Realitäten eingestimmt werden, läßt wohl hinsichtlich Absurdität und bewußter Realitätsverzerrung keine Wünsche mehr offen. Aber schon Lenin sagte ja, daß es eben auch nützliche Idioten bräuchte – womit er ja eigentlich die Schlechtigkeit und sein Bewußtsein hierüber seiner von ihm betriebenen Sache indirekt eingestand wie eben auch seine Verachtung für seine eigenen Propagandisten und Anänger!

    Hier wird eine bewußte Fehlassoziation hergestellt.

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