Ein Bericht aus eigener Erfahrung
Das Alter kommt in schnellen Schritten und hat meist reichlich körperliche Probleme im Gepäck, dazu gehört bei Männer verbreitet das Prostataproblem.
Eine Zeitlang ignoriert man es, aber irgendwann überlegt man sich vielleicht doch mal einen Arzt zu Rate zu ziehen. Da ich nun bisher Ärzte weitgehend vermieden habe, bis auf ab und an einen Zahnarztbesuch, und auch seit Jahrzehten keine Krankenversicherung habe fragte ich erstmal einen mir bekannten Chirugen der mir einmal etwas helfen konnte (wurde ein kleiner Beitrag gezahlt, etwa 50 EUR pro Besuch) was ich da unternehmen könne.
Er riet mir eine Familienärztin aufzusuchen, welche dann Laboruntersuchungen und alles weiter einleiten würde, da über den offiziellen Weg der Staat sich an den Kosten beteiligen würde.
Also suchte ich vor Ort die Familienärztin auf, jeder Besuch kostet 2 EUR, welche nach kurzer Befragung eine Blut und Urinanalyse veranlasste, welche ca. 8 EUR kostete. Daraufhin verwies sie mich an die Klinik in Ventspils zur Sonographie und Untersuchng bei einer Urologin. Dies kostete etwa 35 EUR. Danach entschied die Urologin eine Magnetresonanztomographie durchführen zu lassen welche ebenso um die 35 EUR kostete.
Danach wollte ich einen weiteren Termin zur Besprechung des Ergebnisses bekommen, da sagte man mir das ein vom Staat weitgehend kostendeckender Termin erst Ende August frei sei, wenn ich aber die Visite selber bezahlen würde könnte ich einen Termin innerhalb von ein paar Tagen bekommen, das würde allerdings dann 45 EUR kosten. Nun, da bisher die Kosten überschaubar waren zahlte ich 45 EUR. Die Besprechung ergab das ein begründeter Verdacht auf Krebs bestehen würde, welchen man nur durch eine Biopsie eindeutig bestätigen könne. Diese führt sie nicht selber durch sondern ein Fachurologe der mir vorher namentlich empfohlen wurde, bei welchem aber kein Termin in absehbarer Zeit frei war. Sie entschied das ich in etwa zwei Monaten ebenfalls wieder weitgehend auf Staatskosten dort einen Termin zur Gewebeprobenentnahme bekommen kann.
Hätte ich in Deutschland eine Krankenversicherung gehabt, so wäre das, was die kostenspieligen Untersuchungen betrifft, weitgehend sinnlos gewesen, da die gesetzlichen Krankenkassen die mpMRT derzeit, trotz der Empfehlungen in der Leitlinie Prostatakarzinom, leider nicht übernehmen, d.h. sie ist keine Regelleistung.
Gesetzlich versicherte Patienten können die Untersuchung alternativ auf eigene Rechnung durchführen lassen. Die für eine mpMRT in Rechnung gestellten Kosten liegen meist zwischen 500 und 1.000 Euro. Ebenso die Kosten für die Biopsie der Prostata in Deutschland selbst zu übernehmen wären, sie ist eine rein privatärztliche Leistung, die ambulant erfolgt. Der technische Aufwand ist erheblich und wird mit ca. 1500 EUR selbst zu tragen sein.
Allerdings kenne ich einen guten lettischen Bekannten welcher offiziell berufstätig ist und somit auch eine Krankenversicherung hat, aber nachdem er grosse Probleme mit den Beinen (Thrombosen) hat musste eine Operation durchgeführt werden, welche er trotz lettischer Krankenversicherung aus eigener Tasche zu bezahlen hatte, in Höhe von 2000 EUR!
Abwanderung von jungen Ärzten aus Lettland und Einwanderung ausländischer Medizinstudenten
Jährlich verlassen etwa 100 ausgebildete Ärzte im Alter zwischen 25 und 26 Jahren Lettland um in Kliniken, vorrangig in Deutschland oder England zu arbeiten. Insgesamt verlassen jährlich etwa 10000 Letten ihr Land um im Ausland zu arbeiten.
Umgekehrt, aber zahlenmässig nicht so bedeutend, kommen einige Medizinstudenten besonders aus Deutschland nach Lettland, viele weil sie das Physikum in Deutschland nicht bestanden haben oder wegen Numerus Clausus, und man in Deutschland dann vom Arztberuf ausgeschlossen ist und keinen zweiten Versuch hat. Etwa 15 % der Medizinstudenten an der Stradina Klinik in Riga sind Ausländer, davon ein Viertel Deutsche.
Sprachprobleme bei alten Patienten
Seit einiger Zeit gibt es vermehrt junge Ärzte in Lettland die der russischen Sprache überhaupt nicht mehr mächtig sind und es gibt noch einen Teil der Ärzte die sowohl Lettisch als auch Russisch gut sprechen können. Die jüngere Generation hat somit Probleme mit Patienten zu kommunizieren die nur oder im Wesentlichen der russischen Sprache mächtig sind. Deshalb wurde letztens auch ein Gesetz verabschiedet nachdem Patienten die nicht der lettischen Staatssprache mächtig sind selber für einen Übersetzer beim Arzt zu sorgen haben, somit der Arzt nicht verpflichtet ist auf die russische Sprache in irgendeiner Form einzugehen.
Kurz nach dem Einmarsch der Russen in die Ukraine 2022 hat eine berühmte Ärztin, welche auch perfekt Lettisch sprach, in Ventspils am Klinikum aufgrund der mit dem Einmarsch verbundenen Russophobie ihren Job gekündigt und ist nach Moskau gezogen um dort weiter ihren Beruf auszuüben.