Do. Nov 21st, 2024

5. Okt.

Der kalte Herbst ist da, wir rollen über eine fast leere aber neue Straße Richtung Moskau, und dann rechts entlang der weißrussischen Grenze, um uns nach Süden zu begeben.

Es ist schon erstaunlich was Russland in den letzten Jahren in den Strassenbau investiert hat.

Nur die Mautstrasse auf dem Titelbild, kurzes Stück vor Nevel war in schlechtem Zustand aber dafür musste man dann ca. 2 EUR bezahlen!

Die Tankstellen sind reichlich verfügbar, oft neu gebaut, der Preis für Diesel liegt ca. bei 0,60 EUR, für Benzin etwa 50 Cent der Liter.

Abends kamen wir in Smolensk an. Kurz vor Schluss wechselte ich noch Geld in einer Bank, der Angestellte konnte Deutsch mit mir reden, ich wollte mit ihm über die Ukraine sprechen, aber er sagte als Angestellter dürfte er seine eigene Meinung darüber nicht äußern.

In der Stadt herrschte reger Betrieb, alle Läden waren geöffnet, es gab jegliches Computerzubehör und Handyläden.

Internet

In Smolensk kauften wir uns eine Sim Card, für bessere Kommunikation, allerdings galt die nur für „Alt“ Russland. Internetseiten funktionieren weitgehend, Skype, whatsapp, faz, aber z.B. nicht Frankfurter Rundschau oder auch welt.de.

Dann fuhr ich weiter bis nach Briansk, dort machte ich eine Pause in einem Restaurant und in der Nacht fuhr Martin dann weiter, bis wir uns für ein paar Stunden pausierend im Auto hinlegten.

(Restaurant in Briansk mit historisch patriotischem Wandbild)

6. Okt.

Am Morgen fuhr ich die Nebenstraßen bis nach Woronesch, selbst die waren relativ gut ausgebaut so dass ich zwischen 100 und 140 km/h die Stunde vorankam.

Dort fuhren wir auf die Autobahn machten eine Pause an einer Raststätte, assen dort Lamm-Schaschlik (umgerechnet mit einem halben Liter Bier war der Preis zusammen 4,5 Eur).

Dann fuhr Janatul ca. 100 km Autobahn wo ich ihr noch ein wenig das Autofahren beibrachte, da sie ihren Füherschein in Bangladesh nur gekauft hatte.

Den „Rest“ der Strecke fuhr Martin bis nach Taganrog.

Relativ wenig Miliz, nur eine Kontrolle vor Smolensk ohne irgendwelche Probleme. Auf der Autobahn einige Militärkonvois, wir winkten den Soldaten zu, sie winkten zurück, ein Gruß in den Tod, ein Wagen war auch mit einer Wagnerflagge hinten behangen, – Kinder spielen Krieg.

Vor Rostov am Don ein gewaltiges Verkehrsaufkommen und Stau in alle Richtungen. Freitagabend dann in Taganrog angekommen.

Dort verstarb der Zar Alexander I. 1825 in tiefer Depression überdrüssig seiner Macht und Herrschaft und bis heute ist es nicht hundertprozentig geklärt ob er überhaupt verstarb oder sich inkognito nach Sibirien begab, denn eine spätere Exhumination des Sarges ergab dass er leer war. Der Rückzug in seinen kleinen Palast in Taganrog, eine Region am stillen Asowschen Meer wird seine Depressionen noch verstärkt haben.

Problem ein Hotel zu finden, das teuerste dann für 5500 Rubel um kurz vor 23 Uhr gefunden.

Zuzüglich noch 350 Rubel für das Frühstück. Davor, die Hotels die belegt waren die wir bei einem anderen Hotel anrufen ließen, welche am Telefon zugesagt hatten, dann als wir mit unseren Pässen ankamen war auf einmal kurz vorher jemand gekommen und hatte das letzte Zimmer belegt. Taganrog ist größer als ich gedacht hätte, aber in der Nacht nicht viel zu sehen, nur ein lauter Militärhubschrauber dröhnte über uns hinweg.

7. Okt.

Auch in Taganrog gibt es wie in Odessa eine grosse Treppe runter zum Meer, sehr schön angelegt, aber der Tourismus hält sich für Samstag stark in Grenzen.

Hier noch ein kleiner Bericht über Taganrog aus dem Russischen Merkur, Riga 1805:

Der Besuch von dem Palast Alexanders in Taganrog, was mir ziemlich wichtig war, erwies sich als entäuschend. Man konnte ihn nur von aussen betrachten und nachdem ich dort mal klingelte, kam eine alte Frau heraus und erklärte mir das es jetzt ein Kindersanatorium wäre, innen nichts mehr original erhalten und auch der Innenhof völlig umgestaltet sei, dem war auch so als mir gestattet wurde kurz in den Hof zu kommen. Zar Alexander war übrigens, was man in diesen Zeiten, wo Russland durchgängig auch in der gesamten Geschichte als das Urböse dargestellt wird, gerne vergisst, der Retter Deutschlands, d. h. des damaligen Preussens, da Napoleon schon Preussen fast vollständig besetzt und besiegt hatte, bis 1812 Alexander massgeblich die Befreiung Deutschlands und Europas einleitete.

In Taganrog waren viele junge Männer zu sehen, im Gegenteil zur ukrainischen Stadt Ismail. Auch in dieser Stadt mit einigen alten Gebäuden das übliche Phänomen, die historischen Häuser verfallen weitgehend und werden durch neue ersetzt.

Eine junge Lehrerin im Museum, was mehr eine Bildergalerie war, war erstaunt über den Besuch von Ausländern und wir kamen kurz ins Gespräch. Was den Krieg betrifft, sie will Frieden, keinen Sieg und irgendwie hatte ich den Eindruck dass viele Menschen in der Stadt sich fast schämten so isolierte Russen zu sein und sich freuen wenn sich in dieser Zeit noch jemand für russische Kultur und Geschichte interessiert.

Folgend Bilder vom Museum:


Im Keller, welchen ich in Begleitung aufsuchen konnte um die Toilette zu benutzen befand sich noch ein geschnitzte Holzfigur in Lebensgrösse:

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