Am 2. August einem sonnigen Augusttag beschloss ich mal eine Fahrt nach Klaipeda, dem früheren Memel zu unternehmen. Auffällig waren bei der Fahrt nach Litauen das dort im Verhältnis zu Lettland die Benzin und Dieselpreise teils bis zu 25 Cent der Liter billiger waren. Benzin teils für 1,45 EUR gesehen.
Zuerst habe ich mir mal das kleine Kriegsschiff angesehen, ein Minenräumer in Deutschland 1958 gebaut.
Für die Bundewehr bis 1999 genutzt, dann der litauischen Armee geschenkt, wo es bis 2021 im Einsatz war. Interessant ist das das ganze Schiff im wesentlichen aus Holz (brasilianische Eiche) und nicht magnetischem Metall gebaut wurde, damit keine magnetischen Haftminen sich an dem Rumpf anklammern können. Im Prinzip noch einsatzfähig mit vollständig erhaltener Technik und einem Bofors Geschütz. Im Schiff ist es ziemlich eng und niedrig, es hatte eine Besatzung von maximal 46 Mann, was auf so einem kleinen Boot ganz schön eng werden konnte, zumal ich nur etwa 20 Schlafkojen gesehen habe.
An einer Wand klebte ein seltsames kleines Poster:
Wie die Litauer mit der deutschen Beschriftung klar kamen ist eine gute Frage, wenn man z.B. das Wort „Tauschkörperwurfanlage“ liesst:
Dann ein wenig durch die Stadt spaziert um den Markt zu finden.
Der war allerdings ein Elend für eine Stadt mit ca. 170000 Einwohner, geradezu erbärmlich im Vergleich zu Liepaja:
Überhaupt hatte man ein wenig denselben Eindruck, wie diesen Sommer in Lettland, das der Tourismus auch hier etwas rückläufig ist.
Beim Spaziergang durch die Stadt entdeckte ich einen grossen Laden mit verschiedensten Bernsteinprodukten, welcher gleichzeitig im Keller auch als Museum diente. Dort wurde nicht nur Bernstein aus der Ostsee gezeigt, sondern auch Bernstein aus Südamerika. Durch geschickte Installation mit Vergrösserungen konte man auch eingeschlossene Tiere, unter anderem einen kleinen Salamander sehen:
Dieser südamerikanische Bernstein ist allerdings viel jünger als der Ostseebernstein welcher Millionen von Jahren alt ist.
Manche der Bernsteinobjekte, wie zum Beispiel ein Modellschiff hatte den stolzen Preis von fast 20000 EUR.
Im Museumsteil im Keller konnte man zahlreiche alte Produkte der Norddeutschen Bernstein-Industrie und der Staatlichen Bernstein-Manufaktur Königsberg betrachten. Unter anderem wurde auch im Dritten Reich zahlreiche Devotionalien hergestellt:
Dann gings zum Platz der ehemaligen Festung, welche jetzt ein historisches Museum unter der Erde beherbergt. Leider befindet sich das Gelände im grossangelegten Umbau, die Ausstellungsbereiche hingegen sind zahlreich und auch aufweckend gestaltet, sie sind verschiedenen Perioden und der Ethnographie des Memelgebietes gewidmet.
Draussen ist ein altes Boot ausgestellt mit welchem die erste Frau als Kapitän in den zwanziger Jahren die Ostsee überquert hat.
Ob der Emergency Button irgendwelche Bedeutung hatte oder nur einen Scherz darstellt habe ich nicht herausgefunden. Die ursprüngliche Besiedelung des Memelgebietes waren der Stamm der Prussen von an welchen auch die litauische und lettische Sprache angelehnt ist (siehe dazu auch Trevor G. Fennell und Füreckers Dictionary).
Zufälligerweise hörte ich mir danach etwas aus einem Freilichtkonzert in der Stadt an, konnte die Sprache nicht identifizieren und fragte einen Litauer welche Sprache das sei, er antwortete mir, altpreussisch:
Diese altpreussischen Stämme wurden um 1200 durch den Deutschen Orden im Königsberger Gebiet dann im Laufe der Jahrhunderte assimiliert und integriert, im Gegensatz zur litauischen und lettischen Bevölkerung. Memel war bis zum Ende des ersten Weltkrieges im wesentlichen durch deutsche Kultur und Sprache geprägt. Von 1918 bis 1939 war die Zugehörigkeit Memels ein andauernder Streitfall, erst ein paar Jahre unter französischer Verwaltung beanspruchte dann Litauen die Region. Wie auf folgendem Bild zu sehen ist, trugen trotz des litauischen Anspruches auch die Schiffsnahmen deutsche Aufschriften:
Es gab dauerhaften Streit wegen der Autonomität aufgrund der mehrheitlich deutschen Bevölkerung dort. Erst kurz vor dem Kriegsausbruch am 22. März 1939 willigte Litauen aufgrund eines deutschen Ultimatums ein das Gebiet dem Deutschen Reich zu übergeben. Am 25. März 1939 besuchte Hitler die Stadt und hielt eine Rede. Dies waren neben dem Kurzbesuch in Malnava am 21. Juli 1941 die einzigen Visiten Hitlers im Baltikum. Im Oktober 1944 wurden faktisch alle deutschen Einwohner Memels vor der herannahenden Sowjetarmee evakuiert, so das bei der Besetzung im Januar 1945 nur noch 6! Einwohner in der Stadt gezählt wurden, da diese der Dauerbombardierung durch Sowjettruppen ausgesetzt war. Das danach aufgestellte Siegesdenkmal wurde 1991 beseitigt und nur die Platte hier ins Museum gebracht.
Zm Abschluss fand ich noch eine original italienische Trattoria, welche nur italienische Produkte verwenden und ihr kleines Restaurant gleichzeitig mit einem Laden für italienische Kulinaria verknüpft haben. Der Besitzer betreibt das Geschäft seit 8 Jahren, die Preise sind entsprechend etwas hoch, dafür nichts imitiert.
Hallo Michael Gallmeister,
wir waren zur Zeit des Meeresfestivals in Klaipeda und es war schon richtig viel Trubel, vielleicht hatten die Menschen genug vom einkaufen und feiern. Wir haben uns drei Nächte in Smiltyne (Yachthafen) als Beginn unserer 17-tägigen Rundreise entlang der Ostseeküste über Liepaja-Ventspils-Kolka-Riga-Siauliai-Klaipeda gegönnt und fühlten uns dort sehr wohl.
Schade, dass wir uns knapp verpasst haben, ich hätte Sie gerne kennengelernt!
Ihren Tip mit der Pizza und dem Liedags in Ventspils haben wir natürlich auch beherzigt und konnten so viel entdecken und nette Menschen treffen.
Viele Grüße
Katrin Leberecht