Mi.. Juli 16th, 2025

Schon seit Jahzehnten finden alljährlich Anfang Juni eine Festveranstaltung der Deutschbalten in Riga statt. Domus Rigensis ist ein Verein, welcher aus Deutschbalten und Letten besteht, welche sich für die Kulturgeschichte Lettlands, insbesondere Riga interessieren.

Vorträge

In diesem Jahr begann nach der Mitgliederversammlung am Freitagabend im Haberlandtsaal des Schiffahrtsmuseum Dr. h.c. Imants Lancmanis mit einem Vortrag über

Die Herrenhäuser in Lettland 1900 – 2025
Fazit der Opfer.

Es wurde kurz über die jeweilige Geschichte, der oft zerstörten oder verfallenen, deutschbaltischer Gutshäuser berichtet. Unter anderem kam auch das Schloss Schleck zur Sprache, welche ganz in der Nähe meines Wohnsitzes liegt. Einen ausführlichen Bericht darüber finden Sie hier:

Hier findet sich ein Erinnerungsbericht der Familie Behr, welche nach der Güterenteignung 1919 das Land aus ökonomischen Gründen verlassen musste, da mit 50 Hektar ein solches Anwesen nicht mehr bewirtschaftet werden konnte. In dem Bericht steht das eine der Familie treu ergebene Bedienstenfamilie bereit gewesen sei, das Anwesen Edwahlen, das neben Schleck auch der Familie Behr gehörig war, anzuzünden, damit es nach der Abreise nicht in lettische Hände fallen solle.

Daraufhin auch meine Frage an den Vortragenden ob es nicht auch Fälle gegeben haben mag, wo die Besitzer ihren Gutshof selber angesteckt haben, da ihre weitere Existenz im Lande nicht mehr möglich war. Herr Lancmanis kannte zwar keinen solchen Fall, konnte sich aber auch vorstellen das mitunter den Enteigneten so ein Gedanke gekommen sein möge.

Der zweite Vortrag von Dr. Sabine Bock: Die Kulturlandschaft der Herrenhäuser im Ostseeraum: Gemeinsamkeiten und regionale Besonderheiten in Vergangenheit und Gegenwart

Dort wurde ein kleines Kuriosum erwähnt, das unter Peter dem Grossen , Zar von Russland, wegen der Errichtung von Petersburg, ein Erlass herausgegeben wurde wonach keine steinernen Häuser im gesamten Reich gebaut werden durften. Allerdings wurden im Friedenvertrag von Riga 1710 und der Eingliederung Liv- und Ehstlands ins russische Reich die Vorrechte des Adels garantiert, welche im Baltikum somit von dem Gesetz ausgenommen wurden, was den teils grosszügigen Bau der Herrenhäuser auch in dieser Zeit erklärt.

Die Vorträge waren mit ca. 60 Personen so wie auch die letzten Jahre normal besucht.

Eisenbahnmuseum Riga

stand am Samstag auf dem Programm.

Bei der Führung wurde auch ein Gefängnisswaggon besichtigt welcher aus der Stalinzeit stammt.

Das Eisenbahnnetz zu Ende der lettischen Republik war fast 5 mal so umfangreich wie heute.

Aber dafür wird ja heute an der grossen Rail Baltica gebaut, mit einem Budget, welche bis zur Fertigstellung vermutlich um das ebenso fünffache gestiegen sein wird. Der Sinn dieses mittlerweile schon über 15 Milliarden verschlingende Projekt erschliesst sich einem nicht, ausser man findet den Sinn in der Kriegsertüchtigung gegen Russland, da spielt ja mittlerweile Geld keine Rolle mehr.

Bezeichnend noch ein kleines Detail, der in Riga gebaute Schnellzug ER 200, er wurde Anfang der 70er Jahre in Riga gebaut und konnte später auf der eingesetzten Strecke St. Petersburg – Moskau bis zu 200 km/h erreichen. Auch heute ist man mit dem Sapsan Schnellzug dort nicht wesentlich schneller, siehe dazu auch :

So kann man mitunter Zweifel an den unglaublichen Fortschritten unserer Zivilisation bekommen, welche uns immer versprochen werden. Passagierflugzeuge flogen vor ca. 80 Jahren genauso schnell wie heute. Na ja, bei den Drohnen und Waffen sind wir schon weitergekommen…

Auf meine Detailfragen dazu wollte der Führungsleiter nicht weiter eingehen, da es nicht der richtige Zeitpunkt dafür sei …

Der Buffetabend und Gespräche

Samstag abend dann die Möglichkeit der Teilnahme am Festabend, diesmal im lettischen Vereinshaus.

Vorab konnte man sich als Teilnehmer aus Deutschland für 53 EUR anmelden. Das fand ich angesichts der Tatsache, das alkoholische Getränke mit einem kleinen Glas Wein für 5 EUR angeboten wurden, doch etwas überreizt. Eventuell war dies auch ein Grund warum nur ca. 30 Festgäste teilnahmen. Mit etwas Selbstorganisation hätte man so einen Abend wesentlich gemütlicher und angemessener im Mencendorff Museum veranstalten können.

Zufälligerweise sass ich neben Herrn Wittmann und wir begannen etwas über den Ukrainekrieg zu diskutieren. Beide haben wir sehr konträre Ansichten aber unter gebildeten Menschen soll es auch möglich sein diese auszutauschen ohne in emotionale Hasstiraden zu verfallen. Trotz seiner Mitgliedschaft in der evangelischen Kirche ist er absoluter Forderer unbeschränkter Aufrüstung Europas, derweil ich darin nur die weitere Eskalation sehe. Immerhin als wir auf den Beginn des Problems 2014 hinwies waren wir uns einig das hier wohl eine klare Reaktion Europas und Amerikas zu vermissen war. Später sass ich noch neben Herrn Michael Grotthus, einem sympathischen Mann welcher einen sehr offenen und realistischen Blick auf das gegenwärtige Geschehen hat, und ähnlich wie ich in der Coronafrage einen Anfang der Propaganda und Gehirnwäsche sieht.

Eine abwechslungreiche Darbietung bot die kleine Tanzgruppe Rigas Danci, einer von ihnen war auch in der Lage auf Deutsch zu sprechen.

Schon um 21.30 sollte der Saal geräumt werden, was ich auch organisatorisch für etwas früh hielt.

Russische Bar

Nun, was macht man mit so einem angebrochenen Samstagabend, am Freitagabend war ich versehentlich mit dem Bus in Richtung meiner Unterkunft zu weit gefahren und fand eine sehr belebte Bar, Lokomotīves iela 100, welche ich meinem Bekannten vorschlug sie zu besuchen. Dort befanden sich nur Russen, d.h. zwar teils auch lettische Bürger aber mit russischer Muttersprache. Wir tranken ein paar Bier und kamen ins Gespräch, auch über die aktuelle Situation. Es waren gebildete Russen, sie konnten mehrere Sprachen teils auch Deutsch, wir unterhielten uns auf lettisch. Natürlich sehe sie eine gewisse Diskriminierung darin, das die russische Sprache in Lettland nicht mehr gelehrt wird, haben sich aber dennoch soweit angepasst das ihr lettisch ebenso brauchbar ist wie meines. Schliesslich wurde es schon ziemlich spät, und wir wollten ein Taxi bekommen. Einer von Ihnen bestellte es über eine App, wir wollten zahlen, es war ein Geschenk der Russen …

Die Letten sollten sich mal an ihre eigene Nase fassen, viele von Ihnen schon ins Ausland geflüchtet, im Inland oft ziemlich schwach was Fremdsprachen betrifft, starke Vorurteile gegen Ausländer und Einwanderer und eine Regierung die gegen alles Russische hetzt. Da wundert es einen schon wie lange noch das Denkmal der lettischen Schützen neben dem Okkupationsmuseum stehen wird, denn die lettischen Schützen waren die Leibgarde Lenins und somit massgeblich am Aufbau des Sowjetsystems beteiligt.

https://de.wikipedia.org/wiki/Lettische_Sch%C3%BCtzen

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