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Petersburg März 2023

(Obiges Foto, St. Petersburg im März 2023)

Germanen und Slawen waren schon seit früher Zeit Nachbarn. Auf Rügen sind heute noch Reste der Slawenringburg Jaromarsburg am Kap Arkona zu sehen. Die slawischen Siedlungen im deutschen Raum existierten seit ca. 900 n.C. im wesentlichen östlich der Elbe, aber auch teilweise bis zum hannoverschen Raum nachweisbar.

Die Anfänge deutsch – russischer Kontakte begannen mit der Tätigkeit deutscher Kaufleute in Nowgorod um 1200 und parallel dazu der „Aufsegelung“ (Entdeckung und Kolonisation des Baltikum) und zeitgleich Gründung der Hanse.

1710 endet die Vorherrschaft des Deutschen Ordens im Baltikum, es wird die Kapitulation der Deutschbalten in Riga und Reval unterzeichnet, in der Peter der Grosse allerdings umfangreiche Garantien zur Selbstverwaltung, der deutschen Sprache und Religion gewährt.

Hans von Rimscha ein baltischer Historiker bemerkt in seiner Geschichte Russlands, 1972:

„Die Bedeutung dieses Gebietszuwachses liegt keineswegs allein im Territorialerwerb und im Gewinn der Ostseeküste. Mit Estland und Livland wurden zum erstenmal Gebiete in das Russische Reich eingegliedert, die nicht nur, wie etwa Nowgorod, unter starkem europäischen Kultureinfluß gestanden hatten, sondern die in ihrer politischen, sozialen und wirtschaftlichen Struktur, im Niveau ihrer geistigen und materiellen Kultur, in ihrer geschichtlichen Entwicklung und damit in ihren Werttraditionen echtes Abendland waren. Diese Gebiete in sein durch ganz andere geschichtliche Faktoren bestimmtes Reich einzugliedern, ohne damit einen Bruch in ihrer Entwicklung herbeizuführen, war eine für Rußland neue und verantwortungsvolle Aufgabe.“

Faktisch konnten die Deutschbalten relativ ungestört nach der Kapitulation ihr gewohntes Leben und Handeln die nächsten 150 Jahre weiterführen.

Die Petersburger Deutsche Zeitung schon 1727! in St. Petersburg herausgegeben war die älteste deutsche Zeitung im Ausland, und belegt damit schon die grosse Anzahl Deutscher, welche in Petersburg wohnten und arbeiteten, oft auch im Dienste am Hofe standen.

Allein 168 Deutschsprachige Zeitungen gab es in Russland seit 1728 bis 1989.

Die Tatsache das mit Katharina II (Sophie Auguste Friederike von Anhalt-Zerbst gelebt 1729 – 1796) eine deutsche Adelige zur Zarin Russlands gekrönt wurde ist der eigentliche Beginn der intensiven russisch – deutschen Beziehungen.

Nach ihrer Krönung zur Zarin begann sie in Deutschland Bauern für die Besiedlung brachliegender unbewohnter Gegenden in Russland anzuwerben. Insbesondere in den armen Hungergebieten , Hunsrück, Eifel, Schwabenland und auch Sachsen konnte sie durch gezielte Werbung, Finanzierung der Reisekosten, Landzuteilung viele Tausenden Deutsche nach Russland führen wo sie insbesondere im Wolgagebiet ein deutsches, relativ unabhängiges Leben führen konnten.

Die Verflechtung des russischen und deutschen Adels wurde von da an eine starke Bindung, welche dennoch gegenseitige Kriege nicht verhindern konnte.

Die Befreiungskriege gegen Napoleon 1815 waren im wesentlichen von Russland inszeniert und getragen, de facto hat Russland damals Preussen gerettet. Schon 1805 befand sich Russland im Krieg gegen Frankreich zusammen mit Preussen und Österreich.

Einer Predigt 1812 können wir die schwierige Situation entnehmen in welche sich die Deutschbalten befanden:

“Meinen heutigen Vortrag kann ich nicht beginnen ohne der veränderten Zeitumstände zu gedenken, unter welchen wir unseren heutigen Sonntag feiern. Unter einer Last von mannigfaltigen Sorgen und Trübsalen haben sich die Mitglieder dieser Gemeine vor ihrem Gott versammelt. Losgerissen von den Brüdern unseres Volks und unseres Landes, getrennt von einem geliebten Monarchen, unserem teuren Alexander, unter dessen Regierung wir eine Reihe glücklicher Jahre verlebt haben, befinden wir uns jetzt in fremder Macht und Gewalt. So natürlich es ist dass dieser Gedanke uns demütigt und niederschlägt, so tröstlich muss uns doch wieder der Gedanke sein, dass wir uns gerade in dieser Gewalt befinden und in keiner anderen. In der Gewalt eines Königs, den sein Volk anbetet, dessen Name schon längst unter uns, ein überaus erwürdiger Name ist, umgeben von Brüdern unseres Glaubens und unserer Sprache, die auch aus Erfahrung wissen, wie einem trauernden Vaterlande zumute ist. Sie wird einst wiederkehren die Zeit des Friedens und dankbar werden wir vor Gott rühmen wie Preußens edelmütige Söhne, uns die Wehrlosen behandelt haben.”

Nach der Niederlage Preussens und Russland bei der Schlacht von Friedland gegen Frankreich bot Zar Alexander Napoleon einen Friedensvertrag an, welcher dann in Memel stattfand unter Hintenansetzung Preussens. Russland stimmte der territorialen Halbierung Preußens zu, verhinderte aber die von Napoleon favorisierte Auflösung des Gesamtstaates. Trotz der anfänglichen persönlichen Begeisterung des Zaren für Napoleon, kam stückweise aufgrund der territorialen Gier Napoleons immer Missgunst auf beiden Seiten auf, was schliesslich, so bereiteten sich beide Seiten auf einen Krieg vor der schlieslich in der Besetzung Moskaus durch Napoleon gipfelte. Paralell dazu wurden Gespräche mit Preussen und Österreich geführt und 1813 beendete als erste Preussen die mehr oder minder erzwungene Allianz mit Frankreich. Nur durch die russische Initiative konnte Preussen und Deutschland vor der Zerschlagung durch Napoleon gerettet werden und Europs vom Joch Napoleons befreit werden.

Ab 1850 begann man die einst gegebenen Garantien von 1710 zumindest bezüglich der Sprache und Schulausbildung zurückzunehmen, unter dem Begriff der Russifizierung wurde versucht die russische Sprache als alleinige Amtssprache durchzusetzen. Folgende ein Beispiel der Diskussion darüber, aus dem Buch von Pfeil, Livlands Erlebnisse seit 50 Jahren, Jurjew/Dorpat 1906:

Dies Sprachregelung wurde aber von den Deutschbalten oft ignoriert. So russischsprachige Vordrucke einfach in deutscher Sprache ausgefüllt wurden.

In der Praxis wurden in den Ostseeprovinzen bis zum ersten Weltkrieg meist drei Sprachen verwendet: deutsch, russisch, lettisch (in Estland estnisch anstelle von lettisch).

Ebenfalls um 1850 wird die Frage der Germanisierung der Letten und Esten diskutiert, de facto gab es einige Esten und Letten welche die deutsche Sprache so gut erlernten das mehr oder minder auch in das deutsche Kulturleben integriert wurden, dennoch suchten viele Esten und Letten fern von ihren deutschen Herren ihr Glück in Russlands Städten Petersburg und Moskau wo viele auch eine höhere Ausbildung bekamen. In diesem Zusammenhang lohnt sich auch ein Blick in das Buch, Kulturbestrebungen des estnischen Volkes während eines Menschenalter (1869 – 1900) von Heinrich Rosenthal:

Im Krimkrieg 1853 – 1856 verhielt sich Preussen neutral, ohne mit Truppen oder Waffen Russland entgegenzutreten oder Grossbritanien und Frankreich als Gegner zu unterstützen.

Der deutsche Sieg über Frankreich 1871 wurde in Russland vom Volke sehr negativ aufgenommen, da man dort im Herzen republikanische Tendenzen hatte, auf Regierungsebene allerdings verstand man sich gut, da ja nachwievor der Adel und deren bilaterale Verknüpfungen das Band des Blutes zusammenhielt.

Um 1900 lebten etwas 1,8 Millionen Deutsche in Russland.

Kritisch wird 1883 über mögliche Hungersnöte in Russland und die Deutschen gesprochen:

„Besonders ärgerlich ist es nach Engelhardt, dass mit Hilfe der Eisenbahn, im Falle einer Missernte im westlichen Europa, der «Deutsche» auf Kosten des russischen Bauern, dem dadurch das Brot vor dem Munde fortgenommen oder doch wenigstens bedeutend vertheuert wird, seinen Hunger zu stillen mag.Mehrfach und mit einer gewissen Vorliebe wird auf dieses Thema zurückgekommen und zu verstehen gegeben, dass es am schönsten wäre, wenn man «dem Deutschen» gar kein Korn gäbe — mag er hungern! Und mit Behagen wird dabei anerkannt, dass bei solchem Regime der Wechselcurs und der Papierrubel in unabsehbare Tiefen sinken würden. Doch was thäte das! ? Das einzige fühlbare Resultat wäre, dass ein Paar Handschuhe 100 Rubel kosten würde. Um so besser — man trüge dann keine Handschuhe.“

Aus dem russischen Buch von A.E. Engelhardt „Vom (russischen) Dorf (Gut)“ besprochen und in Auszügen übersetzt in: in „Vom Lande“ H. Von Samson, Dorpat 1883, S.60

Einen Russlanddeutscher ( MIchael Wassiljewitsch Stanislawski) welcher in seinr frühen Jugend nach Deutschland kam, dort 23 Jahre lebte und studierte schreibt 1913 in der Zeitschrift Deutsche Monatsschrift für Russland:

“Indem ich möglichst objektiv und freimütig alle Fehler und Verirrungen, die im Verlaufe des jetzt verflossenen halben Jahrhunderts sich russische Männer auf verschiedenen Gebieten des öffentlichen Wirkens, bei Beurteilung deutscher Verhältnisse, Sitten und Gebräuche haben zu Schulden kommen lassen, kann ich es unmöglich verschweigen, dass auch von deutscher Seite nicht unwesentlich und leider auch nicht ohne Absicht und Voreingenommenheit durch falsche, unmotivierte und mit Unrecht grobe Ausfälle gegen Russland und alles Russische gesündigt wurde. ein wesentlicher Unterschied bestand nur darin dass die deutsche Presse und alle dabei beteiligten Kreise sich von anderen Beweggründen als ihrer russischen Kollegen leiten ließen. Die verfolgten keineswegs den Zweck Deutschland mit Russland zu entzweien oder ganz Europa gegen uns aufzuhetzen, sie wollten nur ihrer moralischen Geringschätzung Ausdruck verleihen und Russland von den Augen der zivilisierten Welt als einen halb barbarischen Staat hinstellen, in dem nicht einmal die elementarsten Begriffe von Rechtsordnung und Moral anzutreffen wären, das solche maßlos übertriebene und gehässige Urteile nicht zur Verbesserung der gegenseitigen Beziehung beitragen konnten, lag auf der Hand.”

Es lohnt sich ebenfalls in diesem Zusammenhang ein Blick in das Buch von Kirejewski, Russlands Kritik an Europa, zu werfen:

Mit einem prophetisch anmutendem Zitat von Peter dem Grossen in Riga 1714 beginnt die kleine Abhandlung welche ca. 1850 verfasst wurde:

„Wer hätte wohl vor 30 Jahren geglaubt Brüder, das ihr, Russen, mit mir hier auf dem baltischen Meere Schiffe bauen und in deutscher Tracht zechen würdet?”

Aber anders als Peter der Grosse, welcher im Westen das anspornende Ideal erblickte, sieht Kirejewski als Ziel die Bemühungen um das ureigene Wesen der Russen in der orthodoxen Religion.

Als ursächlichen Grund für die Verschiedenheit des europäischen vom russischen Menschen nimmt der Autor das Schisma, die Kirchenspaltung von weströmischen und oströmischen Reich um 1000 an.

Während in Westeuropa die Religionsentwicklung sich hauptsächlich an die römischen Überlieferungen hielt, und somit auch der Logik in der Kirchelehre ein riesigen Raum gab, blieb die orthodoxe Religionslehre weniger in Vertandesbegründungen behaftet, sondern entwickelte sich aus einem ganzheitlichen Mystizismus.

Die Allmacht der „abstrakten Vernunft“ die „ästhetische Vervollkommnung“ im Westen führt zu einer Glaubenskrise und Glaubenslosigkeit.

Zu einer sehr einseitigen Lebensbetrachtung und Lebensart, welche durchweg vom logischen Kalkül bestimmt wird, welchem alles geopfert wird und für welche Kriege, Folterungen und Zwänge aller Art in Kauf genommen werden.

Schliesslich wird nach Kirejewski alles in der höchsten Dekandenz gipfeln, wo selbst der letzte Glaube an die allwissenden Vernunft wissenschaftlich durchlöchert und zerstört wird.m Vorwort von Dr. Paquet steht ein nach Bertrand Russell zitierter Spruch:

„Die Sucht nach Besitz, die sich defensiv als Strafrecht und aggressiv in Verbrechen äussert, ihre grösste Verkörperung im Staat und im Krieg findet.“

So hat Europa und Russland ein völlig unterschiedliches Verständnis von Eigentum und Besitz.

In Russland steht die Person, der Patriarch, der Familienvater im Vordergrund, welcher zum Eigentum eine eher nebsächliche Beziehung hat.

In Europa ist der Besitz unabhängig von der Stellung oder Fähigkeit einer Person festgeschrieben.

Die Spaltung des Geistes in Europa, in all seine autarken Einzelwissenschaften, das Spezalistentum, die separate Betonung bestimmter Sinneswahrnehmungen

Jede Tätigkeit im Westen wird unter kommerzielem Nutzen betrachtet, gefördert und geleitet.

Der Luxus in Europa etwas erstrebenswertes, ein sogennanntes Lebenziel, in Russland eher etwas verachtungswürdiges, Verdächtiges, Schmutziges.

„Der russische Mensch achtet die Lumpen eines Bettlers mehr als den Geldbeutel eine Höflings.“

Was die Arbeitsmoral betrift, so muss allerdings auch Kirejeswki eingestehen, das die Konzentartion des russischen Menschen auf sein Ganzheit nebensächlich dazu führen kann, das „er sich dann oft längere Zeit nicht mehr zur Fortsetzung seiner Arbeit entschliesst“.

„Das ist der Grund, weshalb bei einem so unreifen Zustand und dem Fehlen einer verständigen Beratung der beschränkteste Verstand eines Deutschen die Arbeitseinteilung der Beschäftigungen eines Russen besser zu bestimmen vermag als dieser selbst“.

Die Revolution 1905/6 trieb einen scharfen Keil zwischen den Deutschen und den lettisch estnischen “Ureinwohnern”. Die Tatsache, das die Deutschbalten trotz der immer noch weitgehend bestehenden Selbstverwaltung nicht mehr Herr der Lage waren, und auf dem Lande fast die Hälfte aller Gutshäuser und Schlösser geplündert und teils niedergebrannt wurden, führte zum erniedrigenden Hilferuf der Deutschbalten beim russischen Zentralstaat. Dieser schickte dann Kosaken, genannt “Schwarze Schwadrone” um den Aufstand der Letten und Esten blutig mit Standgerichten und Erschiessungen ohne weitere Gerichtsverfahren zu unterdrücken. Der aufkommende Sozialismus hat sich vom lettisch estnischen Arbeiterproletariat in den Städten ausgehend dann auf dem Lande gegen die meist vermögenden deutschen Gutsbesitzer gerichtet. Aus einem Buch dazu, Das baltische Problem und die Vorschläge zu seiner Lösung, Reval 1906:

Ein Artikel in der Baltischen Tageszeitung 30. Mai 1906 schreibt über die revolutionären Vorgänge in Windau:

“Die Polizei, die anfangs total den Kopf verloren hatte, ist jetzt ziemlich allergisch geworden und hat diverse nächtliche erfolgreiche Haussuchungen gemacht, auch sind 500 Rubel für die Ermittlung und Festnahme des Mörders des Herrn Braun ausgesetzt, das diese Maßregel nicht deplatziert war, bezeugt dass an vielen Stellen nachts diese so unbequemen Plakate abgerissen worden sind, da man aber darauf gefasst war, wurden die betreffenden Publikationen sofort wieder angeklebt. Man scheint es hier mit einer besonders hartnäckigen und frechen anarchistischen Gruppe zu tun zu haben, da die loyalsten Einwohner, Beamte und Gutsverwalter gerade gleich nach dem Tode Brauns Drohbriefe mit Andeutungen, dass der Ermordete sie erwarte und sie sich dem Willen der mächtigen Revolutionäre beugen sollen sonst….
Es ist unnütz zu sagen, dass ein Nachgeben, welche Art es auch sei nur die Mordlust und Habgier dieser Unmenschen fördern und anstacheln muss, wenn je, so ist es jetzt gerade an der Zeit, Schulter und Schulter fest zur Selbstwehr vereint, dem gemeinsamen Feinde ins Auge zu sehen. Hilft dir selbst, so hilft dir Gott! Wir gehen noch schweren Zeiten entgegen, aber Einigkeit macht stark, und zudem sind auch noch unsere Soldaten da, die treu zu Kaiser und Reich stehen und von Gewaltmaßregeln und Repressalien vollgerechten Zorns kaum zurückzuhalten sind. Leider ist vielen ehrlichen Spiessbürgern das friedliche Herz etwas tiefer herabgerutscht dafür aber hat z.b. im Goldingenschen ein großer Teil der Landbevölkerung direkt die allgemeine Gefahr erkennt sich von den Sozialisten losgesagt. Die Zahl der Anarchisten und Meuchelmörder ist nicht so groß, wie die Mobilität und Kühnheit dieser meist jugendlichen Verbrecher. Von Herzen ist zu wünschen dass die so systematisch irre geleiteten Jünglinge (speziell die jüdische Jugend) einsehen möchten, dass sie so sich und andere zugrunde richten und dennoch selbst in einer Republik als Nihilisten und Anarchisten früher oder später von den Liberalen aufgerieben werden müssen, eben weil Terroristen und produktiv und gemeingefährlich sind.”

Der russisch – japanische Krieg der gewissermassen ein Mitauslöser dieser revolutionären Unruhen war, wurde auch von zahlreichen deutschbaltischen Offizieren und Soldaten begleitet, welche sich staatstreu immer zum Militärdienst bereithielten. Im 1. Weltkrieg wurde von der zaristischen Regierung weitgehend vermieden Deutschbalten an der Front gegen Deutschland einzusetzen, um ein Überlaufen oder eine Vereinigung zu vermeiden.

Aus der Rigaschen Zeitung den 12. Juni 1915 können wir unter der Überschrift, Russland braucht keine Deutschen, folgendes aus der russischen Zeitung Now. Wremja entnehmen:
“Es gibt bei uns russische Nationalisten, die an einen Russland ohne Deutsche nicht glauben. Sie sagen Russland müsste natürlich Russland sein, aber ohne Deutsche würden wir doch nicht auskommen… Und so werden denn diese russischen Deutschen auf den Fabriken, Werken und in verschiedenen Unternehmungen behalten, man schätzt sie aus patriotischen Erwägung…. Man sagt, alle Unternehmungen müssten jetzt für die Armee arbeiten und ihr alles Notwendige in bester Qualität und ohne jegliche Verzögerung liefern. Um dies zu erreichen, aber sei das deutsche Element nicht nur erwünscht, sondern auch unbedingt notwendig. Ist doch dieses deutsche Element ein technisches Element von bester Qualität und ihre tüchtigen Ausbildung nach seien die Deutschen für eine leitende Rolle, von der Werkstatt bis zur Direktion, am geeignetsten. Vielleicht ist auch etwas Wahres daran, aber diese leitende Rolle des deutschen Elements kann den Russen, gleichfalls von der Werkstatt bis zur Direktion nicht angenehm sein. sie schiebt sich wie ein Keil in ihre Stimmung. Denn gegenwärtig ist auch in dem nutzlosesten Russen die echte russische Seele erwacht. Diese Seele fühlt es und weiß es, dass ein Deutscher kein Russe sein kann, sondern stets ein Deutscher und mit den Deutschen war und sein wird. Wir wollen es natürlich nicht ableugnen, das ist auch unter den russischen Deutschen ehrliche Leute gibt, die Russland und die Russen aufrichtig lieben. Aber im gegenwärtigen Moment wäre es doch weit vernünftiger, sich ohne das deutsche technische Element zu behelfen sollte es bei uns für die jetzt so nötige eilige und außerordentliche Arbeit an eigenen technischen Kräften fehlen, so können sie uns stets von unseren Verbündeten geliefert werden…”

Die deutsche Sprache war 1915 wegen des Angriffs des Deutschen Reiches in der Öffentlichkeit des russischen Reiches verboten, bzw. unter Strafe gestellt wie wir der deutschsprachigen!! Rigaschen Zeitung von 1915 entnehmen können:

Aus einem Buch 1886, Unter der Kriegsflagge des Deutschen Reiches Bilder und Skizzen von der Weltreise S.M.S. Elisabeth, können wir dem Kapitel Wladiwostock folgendes entnehmen:

“Auch eine deutsche Inschrift mag der Wanderer hier im fernen Osten auf einem Kreuz oder Stein lesen, und sprechen kann er jedenfalls Deutsch nach Herzenslust in Wladiwostok. Sehr viele Beamte der russischen Regierung draußen sind Ostseeprovinziale, jedenfalls nicht zum Schaden der Verwaltung, und sie haben ihr Deutsch noch nicht vergessen, dass sie hier sogar reinsprechen, die ehemaligen Dorpater Studenten, dass sie das verwöhnteste Ohr nicht zu fürchten brauchen. Die großen Geschäfte sind durchweg in Händen deutscher Kaufleute. Auch drüben jenseits des Lagers, hübsch unter schattigen Bäumen am Strande der Bucht gebaut, gibt’s sogar eine deutsche Brauerei.”

2 Gedanken zu „Die Beziehung der Deutschen und Deutschbalten zu Russland (Teil 1 bis 1915)“
  1. Vielen Dank für diesen Abriss deutsch-russischer Beziehungen, der in Deutschland – von deutschbaltischen Kreisen abgesehen – kaum bekannt ist. Gemeinsamkeiten mit dem Russen, der Verkörperung des Bösen, sind derzeit nicht gefragt.

  2. Sehr schöner Artikel, der einen guten Überblick zur deutsch-baltisch-russischen Geschichte liefert. Ich stimme meinem Vorkommentator zu, dass diese wichtigen Jahrhunderte in der “Bundesrepublik” weitgehend in Vergessenheit gerieten

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