So. Nov 24th, 2024

In folgendem Lehrbuch der deutschen Sprache, herausgegeben 1905 in Warschau (Warschau gehörte bis 1915 zum russischen Zarenreich)

finden wir einen interessanten Artikel über eine Begegnung mit Andersfarbigen.

Bis heute ist in Lettland bei vielen, vor allem älteren Menschen, eine gewisse Phobie gegenüber Schwarzen festzustellen, so sagte mir mal eine ältere Frau, als sie in ihrer Jugend einmal in Riga einen völlig schwarzen Mann gesehen hat, bekam sie eine Gänsehaut, und bis heute noch hat sie Angesichts schwarzfarbiger Menschen ein seltsames Gefühl.

Interessant ist das genau dies in der Geschichte aus dem Lehrbuch beschrieben wird aber zu einer offen, fremdenfreundlichen Einstellung führt:

„Ein alter Bauer reiste mit seinem Enkel. Der Schaffner wies ihnen Plätze in einem Eisenbahnwagen an, sie stiegen ein und setzten sich. Der Schaffner ließ sich die Fahrkarte zeigen und schlug die Türe zu. Der Zug ging ab der Großvater nahm seine Pfeife raus, stopfte sie und wollte sie anzünden, fand aber kein Streichholz in seiner Tasche. Da fühlte er sich am Arm gepackt. Er drehte sich um. Sein Enkel drückte sich an ihn und hielt seinen Stock mit zitternden Händen. Dort, dort flüsterte er, sieh nur!
Ein schwarzer Mann. Er wird uns auffressen. Ich habe Angst! Ich habe Angst! Grosspapa wendete sich um und sah mit Schrecken ein ganz schwarzen Menschen neben sich. Der alte Mann sah das erste Mal ein Neger neben sich und fühlte sich nicht wohl neben ihm. Er entfernte sich soweit als möglich von ihm. Der Neger tat ihm aber nichts zu leide, er bot sogar dem alten ein Streichholz an. Er sprach ganz gut deutsch, sein Gesicht war freundlich und gut. Ehe die Reise zu Ende war, wurden der Alte sein Enkel und der Neger ganz gute Freunde.“

Interessant ist, das hier der Neger nicht als Sklave oder Mensch unterer Klasse gezeichnet und beschrieben wird, sondern als gebildeter wohlhabender Mensch.

Das erinnert an den Roman von Puschkin: „Der Mohr Peters des Großen“.

Dieser wiederum knüpft an, an die Geschichte von Ibraim, einem schwarzen Sklaven aus Afrika, welcher am Petersburger Hof lebte und integriert wurde (1695 – 1781) und sogar eine umfangreiche Ausbildung genoss und in den Adelsstand erhoben wurde.

Puschkin selbst war übrigens ein Urenkel von Ibraim.

Im 19. Jahrhundert suchten einige Afrikaner einen Ausweg aus der amerikanischen Sklavenhaltung und dem Apartheidsregime und imigrierten ins Zarenreich.

Auch in der Sowjetunion gab es einen lebhaften Austausch zwischen Afrika und Russland, viele Afrikaner bekamen eine Ausbildungsmöglichkeit in der Sowjetunion.

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