Di. Dez 3rd, 2024

Schneelandschaft an der Daugava in Riga, Foto: Udo Bongartz

Die düstere und regnerische Herbstzeit scheint in Lettland für 2023 vorüber. In den letzten Tagen blieben die Temperaturen unter Null Grad und es schneite. Nun erhellt eine geschlossene Schneedecke die Landschaft.

Wo ein Mensch Futter hat, versammeln sich die Flussbewohner, Foto: Udo Bongartz

Besonders beschaulich sind die Baumwipfel, wenn die Äste frisch mit Schnee überzogen sind. Wenn die Sonne sie erstrahlt, erscheint die Landschaft des Daugava-Ufers wie eine Zauberwald-Kulisse, wo Rabenvögel und Möwen die Kälte nicht zu stören scheint. Schwäne und Enten tummeln sich noch in der Daugava, deren Wasser noch nicht gefroren ist. Menschen, die Futter mitbringen, sind gern gesehene Gäste der Flussbewohner. Mit Schwänen ist aber trotzdem nicht zu spaßen; zuweilen sperren sie wie Halbstarke die Promenade und fauchen, wenn man um Durchgang bittet.

Katze auf Motorhaube, Foto: Udo Bongartz

Auch lettische Katzen trotzen Eis und Schnee. Ein Mäuserich lässt sich nicht davon abhalten, es sich auf der Motorhaube bequem zu machen. Für das felllose Lebewesen Mensch beginnt die Zeit der Ganzkörperverpackung von dicken Socken bis zur obligatorischen Mütze. Rigas Bauarbeiter, die allenthalben Straßenbahngleise erneuern, müssen auch bei Minustemperaturen ran. Samt den Gleisen werden Pflaster, Asphalt und Gehsteige der Moskauer Straße komplett erneuert.

Die Erneuerung der Straßenbahntrasse in Riga-Kengarags geht im Schnee weiter, Foto: Udo Bongartz

So mancher wird die nächste Heizkostenrechnung fürchten, denn wegen der EU-Sanktionspolitik, die von der lettischen Regierung eingefordert wurde, sind die Energiepreise enorm gestiegen und viele Rigenser in den Plattenbauvierteln werden über ein Fernwärmenetz mit Heizenergie versorgt und sie können ihre Heizkörper nicht regulieren, also nicht frieren und sparen. Ungemütlich wird es für Autofahrer, die sich durch Staus zwängen müssen und zuweilen ins Blech des Vordermanns bzw. Vorderfrau rutschen. Allein am Freitag registrierte die Polizei 182 Verkehrunfälle in Lettland, 21 Verletzte und zwei Tote.

Architektonische Bebilderung der lettischen Spaltung in arm und – nicht unbedingt reich, aber wohlhabender, Foto: Udo Bongartz

Das sind leider betrübliche alljährliche Begleiterscheinungen des Witterungswechsels, der ansonsten in Lettland viele schöne Seiten hat, insbesondere wenn die Sonne über blauem Himmel die Schnee überzogene Landschaft erglänzen lässt und die Tretmühlen des geschäftigen Alltags abzubremsen scheinen.

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