Do. Nov 21st, 2024

Rolling-Coal-Aktion eines Petromaskulinisten, Foto: Screenshot vom YouTube-Film “Are Men Killing the Planet?” auf dem Kanal Our Changing Climate.

Dürre in den Sommermonaten, in denen Bauern das Vieh schlachten, weil Futter fehlt, Starkregen im Herbst, der die Ernte vernichtet, im letzten August zerstörten in der Gegend von Dobele eiergroße Hagelkörner Fenster und Dächer, auch die Daugava-Überschwemmung in Jekabpils im vergangenen Winter führen Metereologen und Klimaforscher auf die weltweit steigenden Temperaturen zurück. Weiße Weihnachten waren in Riga bis vor einigen Jahren eine Selbstverständlichkeit, inzwischen sind sie zwar noch wahrscheinlich, aber nicht mehr garantiert.

Trotz dieser Extremereignisse scheint die lettische Öffentlichkeit kaum beeindruckt. Covid-19-Krise und Krieg in der Ukraine haben das Thema Klima weitgehend aus den Schlagzeilen verdrängt. Klimaerwärmung hat auch Vorteile. Bei einem milden Winter halten sich die kommenden Zuzahlungen bei den stark erhöhten Heizkostenabrechnungen, die die lettische Regierung im letzten Jahr subventionieren musste, vielleicht in verkraftbaren Grenzen.

Der Lettische Umweltfonds LDF nannte jüngst auf seiner Webseite die Ergebnisse einer Umfrage des EU-Projekts GAME ON, einer PR-Kampagne gegen die Klimaerwärmung. Derzeit halten nur 16 Prozent der Letten den Klimawandel für ein ernstes Problem, im Jahr 2021 waren es noch 24 Prozent. Auch bei jüngeren Befragten zwischen 18 und 35 Jahren waren die Prozentwerte kaum höher. Vor zwei Jahren hielten noch 60 Prozent der Letten den Klimawandel für ein reales und globales Problem, 2023 sind es nur noch 36 Prozent. Ein Drittel der Befragten glaubt, dass sie der Klimawandel nicht betreffe und 57 Prozent halten die Temperaturveränderungen für einen natürlichen, nicht vom Menschen beeinflussten Prozess. (ldv.lv)

Klimaforscher warnen seit vielen Jahrzehnten vor den Folgen der Verbrennung von Kohle, Gas und Öl. Bis vor wenigen Jahren wurden sie von den Regierungen kaum beachtet. Jetzt, wo Politik in zögernder Weise reagiert, regt sich der Widerstand der sogenannten “Klimaleugner”. Ihre Lobby-Gruppen polemisieren gegen die Klimaforschung. In Deutschland beispielsweise ist das sogenannte EIKE-Institut aktiv, das sich wissenschaftlich gibt und den menschengemachten Klimawandel als ideologischen Schwindel entlarven möchte. Die EIKE-”Experten” sind zwar häufig Naturwissenschaftler, aber keine anerkannten Klimaforscher. Sie unterhalten Kontakte oder sind selbst Mitglied von Gruppierungen am rechten politischen Rand: AFD, Werteunion, CDU-Wirtschaftskreise und haben Verbindungen zum vergleichbaren US-amerikanischen Heartland-Institute, zu dessen Spendern die Konzerne Philipp Morris und ExxonMobil ebenso gehören wie ein Milliardär, der seinen Reichtum überwiegend der Ölindustrie verdankt: Charles G. Koch. EIKE hingegen weigert sich, seine Spender bekanntzugeben (lobbypedia.de).

Die Propaganda der “Klimaskeptiker” ist Wasser auf die Mühlen jener, denen die Testikel ins Hirn gewandert sind: Inzwischen macht eine Gruppe von Petromaskulinisten von sich reden: Sie bauen ihre Giga-SUVs derart um, dass sie im Stil einer Dampflokomotive ihre Opfer fossil einqualmen, sobald ein Fußgänger, Radfahrer, E-Auto-Besitzer, Öko-Aktivisten oder ein sonstiger Queer-Softi das Auge eines solchen Fahrzeugführers beleidigt, der mit seinem Verbrennungsmotor dem gesellschaftlichen Wandel, dem Feminismus und der Ökohysterie trotzt. Der YouTube-Kanal “Our changing climate” fragte sich “Are Men killing the Planet?” und stellte fest: “Diese Jungs blühen auf, wieviel Kohle sie rollen können, wenn sie in der Stadt in der Nähe von Hybrid-Autos unterwegs sind… es ist eben eine Sache des Testosterons. Es ist einfach Männlichkeit.” “Rolling Coal” ist die neue Devise der Männerherrschaft. (youtube.com).

Im September beschwerte sich der LDF und andere Umweltschutzorganisationen in einem Brief an die gerade ernannte Ministerpräsidentin Evika Silina, dass ausgerechnet Kaspars Melnis in der neuen Koalition als Minister für Klima und Energie vorgesehen war. Melnis war Mitglied der Saeima-Fraktion der Grünen und Bauern ZZS, wobei dieser Name in die Irre führt; die Fraktion besteht fast nur noch aus Mitgliedern der Bauernpartei, seitdem die Grünen sich von ihr getrennt haben. Die ZZS, damals Oppositionspartei, hatte im letzten Jahr gegen Ausgaben zur Bekämpfung des Klimawandels gestimmt, die Melnis auf Twitter als “Verschwendung” bezeichnete. Die Umweltschützer bezweifeln, ob Melnis genügend Verständnis und Kenntnisse für dieses Amt hat. Der Brief stellt fest, dass “diese Partei [ZZS] enge Verbindungen zur Lobby der industrialisierten Land- und Forstwirtschaft unterhält. Falls sich die Verantwortung sowohl für die Umwelt als auch für die Landwirtschaft in dieser Partei konzentriert, wird das ein großes Risiko bedeuten, dass die Ausarbeitung von Gesetzen und der politische Gestaltungsprozess deutlich aus dem Gleichgewicht geraten wird – die Anforderungen an den Umwelt- und Naturschutz werden nicht hinreichend wahrgenommen werden und schon auf dem Weg des Entwurfs werden sie wahrscheinlich zum Wohle der Pläne von Industrie und Handel verwässert, was die Möglichkeiten erschwert, zu einem ausgewogenen Ergebnis zu kommen.” (ldf.lv)

Melnis wurde trotzdem Minister für Klima und Energie.

2 Gedanken zu „Lettische Umweltschützer sind besorgt über “Klimaskeptiker”“
  1. Also das Bild mit dem qualmenden SUV hat ja in der Tat einen Anfall von Heiterkeit bei mir ausgelöst!
    Allerdings muß man sagen, daß dieser Mensch wohl eher etwas gegen die Erwärmung der Erde tut, denn je mehr Partikel in der Luft sind, desto weniger Sonnenlicht gelangt auf die Erde. Man nennt dies den „global dimming effect“. Amerikanische Kimaforscher wollen nämlich herausgefunden haben, daß wenn wir weniger Partikel in der Luft hätten, die Erde schon um 3 oder 4°C in der Durchschnittstemperatur wärmer wäre!

  2. Empfehle als besonders (ent-)spannende Lektüre zu dem Thema Klimahysterie den Asterix-Band „Der Seher“. Da wurde mit typischem französischem Humor alles gesagt, was es zu dem Thema Massenhysterie und Geschäftemacherei mit der Leichtgläubigkeit mancher Menschen zu sagen gibt. Leider hat Deutschland im Gegensatz zu dem kleinen Dorf in Gallien keinen listigen kleinen Krieger und einen Hinkelsteinlieferanten, die uns von diesen Spinnern befreien!
    Sorry, wenn ich mich nochmals zu Worte gemeldet habe, kommt hier zu diesem Thema auch nicht mehr vor!

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