Di. Dez 3rd, 2024

Weiter entlang der Küste bis nach Schtscholkine, vorher noch einen kleinen Fischerhafen gefunden daneben die Nacht verbracht.

11. Okt.
Morgens kurz Schtscholkine besucht, ein Frühstück im einzig geöffneten Restaurant an der Seepromenade gegessen und weiter Richtung Kertsch gefahren.

Dort die Brücke aus der Ferne betrachtet wo reger Verkehr unterwegs war, was wir auch über GPS wahrnehmen konnten, da eine lange Schlange vor der Brücke auf Durchlass wartete, da es umfangreiche Durchsuchungen auch dort gab, was uns überlegen liess den Rückweg wieder über Mariopol nach Donez und Luhansk anzustreben.

In einem Hotel in Kertsch mit einer Administratorin Vika auf Englisch gesprochen. Ihre Mutter war Russin, Vater „Krimtschak“, Krimjude. Sie meinte bis zum Einmarsch der Russen in die Ukraine wäre alles okay gewesen, aber danach mit dem Krieg das war sehr schlecht und ein grosser Fehler der Russen.
Nach dem Einmarsch 2022 würde der gesamte Tourismus immens leiden, auch diesen Sommer kamen nur wenige Menschen auf die Krim, da sie nach dem Anschlag auf die Brücke Angst haben. Sie kann verstehen das in der Ukraine die Russen mehr diskriminiert werden als umgekehrt die Ukrainer in Russland, da Russland in der Ukraine wesentlich mehr Schaden angerichtet hat als umgekehrt.

Kirche in Kertsch

Kertsch Zentrum

Festung Jenikale (türkisch)

Unterwegs wieder auf der Autobahn entschieden wir uns in einem Dorf Batalyne abzufahren und Rast zu machen. Dort gab es auch eine Moschee und wir fragten wieviele Moslems denn noch im Ort leben, keine Ahnung, auch noch jemand anderen gefragt war das Desinteresse deutschlich zu spüren, auf eine dritte Nachfrage dann meinte jemand etwa 10 bis 15 % der Einwohner. Die Moschee war tadelos hergerichtet aber kein Mensch zu sehen, obwohl es eigentlich Gebetszeit war.

Dann weiter Richtung Feodossija, abends eine Pension gefunden und am nächsten Morgen die Stadt besichtigt.

Der Hafen sah sehr traurig aus und von der Festung aus konnte man zahlreiche kleine halbversunkene Schiffe sehen.

Die Genueser Festung besichtigt, die Italiener besetzten zahlreiche Häfen und Gebiete auf der Krim für ihren Handel, in Konkurrenz zu Vendig eroberten die Genueser 1261 Teile der Krim und konnten sie bis etwa 1475 halten.

In der Stadt noch das Alexander Grin Museum aufgesucht, einem bekannten russischen Schriftsteller, welcher das Meer liebte und dessen Werke auch in vielen anderen Ländern verbreitet wurden.

Sein Arbeitszimmer

Im Park noch eine grosse Tafel der Gefallen im Ukrainekrieg gesehen, dasselbe kann man genauso in der Ukraine finden, siehe meinen Bericht darüber in unserem Magazin.


12. Okt.
Danach weiter an der Küste in Ordschonikidse zum ersten mal baden gegangen, es war glasklares Wasser ganz wenig Leute, aber das Wasser hatte höchstens noch 17 bis 18 Grad, dann ein wenig Fisch gegessen aus der Region.

Wieder mal an einem Weinladen eine Englischlehrerin getroffen, sie ist aus dem inneren Russlands (Kasan) dorthin gezogen und macht über Homeoffice Unterricht in Englisch, ihr geht es gut, sie mag die warme Region und wenn Frieden wäre könnten auch wieder mehr Touristen auf die Krim kommen.

Dann weiter nach Sudak gefahren. Langsam fangen hier die Berge an und von der braunen Wüste wandelt sich die Landschaft etwas ins Grüne.

Dort abends in einem, relativ noblen Hotel für 25 EUR übernachtet. Die Doppelverglasung des noblen Hotels, deutsche Produktion, Aufschrift in Metall gestanzt: „jährlich ölen“.
Google Maps ist auf dem Stand von 2014 was die annektierten Gebiete betrifft, viele Hotels und andere öffentliche Gebäude sind nicht verzeichnet.

Danach noch in eine teure Bar gegangen wo ein BIer 2,5 EUR kostete, mich mit einem Barkeeper auf Englisch länger unterhalten, der war allerdings ziemlich pro russisch obwohl er in der Ukrainezeit aufgewachsen ist. Er meint die Ukraine hat nichts für die Leute gemacht, keine sozialen Einrichtungen, keine Infrastruktur und deshalb ist es zu dieser Situation jetzt gekommen, er wünscht sich zwar auch Frieden, meint andererseits aber dass die Russen am besten noch die Verbindung an der Küste bis nach Transnistrien schaffen würden.

Kino in Sudak

Der Amerikanismus den man immer noch auf den Werbetafeln der Läden im Kulturkonsum und kleinen Fastfood Ketten und anderen sieht, würde bald verschwinden man würde sich wieder auf die russische eigene Tradition besinnen.

13. Okt.
Die Genueser Festung in Sudak besichtigt.

Dann später weitergefahren Richtung Jalta, abends eine kleine Pension aufgesucht für 15 € ein Doppelzimmer.
Der ganze Hass, Konflikte die immer nur aufgeschoben oder auf Seite geschoben werden, aber nie zu Kompromissen wurden, welche beide Seiten längerfristig akzeptieren konnten. Jetzt spricht man vom Urverbrechen vom absolut Bösen der jeweiligen Seite, man steigert sich rein in die Konflikte und raus aus den Kompromissen. Es kommt zu einem Schlagabtausch mit ungewissem Ausgang, das Experiment Patriotismus droht zu kollabieren.

Richtung Jalta wird es immer grüner, aber auch wie in Georgien häufen sich die phantastischen nie vollendeten Betonkomplexe des pekunären Tourismuswahns.


14. Okt.
Morgens in die Berge zu einem Wasserfall gefahren, um dahin zu kommen musste man allerdings ca 5 km zu Fuß gehen den Berg hoch.Dann weiter Richtung Jalta. In einem kleinen Geschäft einen Mann in einem ukrainischen Trainingsanzug gelb -blau mit der großen Aufschrift Ukraine auf dem Rücken und der ukrainischen Flagge vorne beim Einkaufen gesehen. Vor Jalta gewaltiger Straßenbau im Gange, Jalta selber ziemlich voll das Intourist Hotel mit einem Zoo daneben wo viele Affen am kreischen waren Swimmingpools ein riesen Bau aber auch ziemlich teuer, eine Übernachtung 75 €, ich habe darauf verzichtet lieber dann in Jalta selber ein kleineres Hotel gefunden allerdings auch mit einem seriösen großen Zimmer mit Schreibtisch Klimaanlage, Kühlschrank, Herd und so weiter und so fort, für 35 € die Nacht. Tavrida Hotel heißt es interessanterweise kostet es bei booking.com 43 € die Nacht ein einfaches Zimmer und ich habe gönnerhaft von der Hotelleiterin das Luxuszimmer für 35 € die Nacht bekommen.

Noch ziemlich starker Tourismus ganz unbefangen geben sich die Russen dort den Luxusläden und den edelen Restaurants hin.

aber in den Randbereichen sieht es mitunter auch ziemlich still aus:

Etwas außerhalb der Markt mit vielen Produkten aber keinen guten Schafskäse wie in Odessa.

Dafür einen Weinverkäufer der auch ChaCha Schnaps hatte ein Liter Schnaps kostete 10 € und anderthalb Liter Wein drei Euro nach langem Verhandeln, ursprünglich wollte er 17 € für alles haben.

15. Okt.

Den Sommerpalast des letzten russischen Zaren besichtigt wo 1945 die bekannte Konferenz von Jalta stattfand.

Nach langem Zögern nur konnten sich Roosevelt und Churchill durchringen nach Jalta zu reisen. Besonders Roosevelt war stark geschwächt kurz vor seinem Tode und hatte trotzdem noch diese Reise unternommen er versuchte mit Stalin ein ehrliches Verhältnis zu schaffen musste aber kurz vor seinem Tode einsehen dass er von Stalin faktisch betrogen wurde. Roosevelt war wohl einer der ehrlichsten und sozial engagiertesten amerikanischen Präsidenten, er hat eine Vision sozialer Gerechtigkeit die wir heute wieder am verlieren sind, ein Zitat von ihm 1938:

„Unternehmen, deren Existenz lediglich davon abhängt, ihren Beschäftigten weniger als einen zum Leben ausreichenden Lohn zu zahlen, sollen in diesem Land kein Recht mehr haben, weiter ihre Geschäfte zu betreiben. […] Mit einem zum Leben ausreichenden Lohn meine ich mehr als das bloße Existenzminimum – ich meine Löhne, die ein anständiges Leben ermöglichen.“ und später: „Wir stellen nun fest, wie wir es nie zuvor festgestellt haben, dass wir voneinander abhängen – dass wir nicht nur nehmen können, sondern auch geben müssen … dass wir nicht alleine in Frieden leben können; dass unser eigenes Wohlergehen vom Wohlergehen anderer Nationen abhängt – weit entfernten Nationen. Wir haben gelernt, Bürger der Welt zu sein, Mitglieder der menschlichen Gemeinschaft.“

Heute hat man vor dem Palast ein großes Denkmal für Russland und besonders für Alexander den dritten aufgestellt, Putin hat es 2017 eingeweiht, und ihn als Friedenstifter dargestellt, da in seine Amtszeit keinen großen Kriege geführt wurden.

Den Palast hat man umfangreich renoviert die Kirche wiederhergestellt und im Palast hängen jetzt nicht wie zu Stalins Zeiten kommunistische Bilder sondern wieder das Bild von Zar Nikolaus dem zweiten und seiner Gattin. Und immer wie die Erinnerungen an den vaterländischen Krieg:

Später eine kleine Schiffsfahrt unternommen eine Exkursion zum Schwalbennest, einem phantasiereichen Schlösschen erbaut von dem Baltendeutschen Baron von Steingel.

Der Partiotismus und die Erinnerung an den Krieg soll aber auch in dieser Stadt nicht völlig vergessen werden:

16. Okt.
Auto zur Werkstatt gebracht wegen starkem Kühlwasserverlust, Boschdienst im Gegensatz zu deutschen Werkstätten sehr schnell dran gekommen, nach 20 Minuten wurde der Wasserverlust analysiert, eine korridierte Kühlwasserleitung die ersetzt werden muss, nach zwei Tagen soll die Reparatur fertig sein da erst das Teil bestellt und geliefert werden muss.
Einen Schuhladen besucht interessenhalber, ganz brauchbare hübsche Schuhe nicht aus Plastik sondern aus Leder kosten umgerechnet ca 25 € und werden in Rostov am Don produziert.
Im Supermarkt Westprodukte, Milkyway, Snickers, Heinz, Alette, Wrighleys, …

Dan noch einen Ausflug mit der Seilbahn gemacht die gleich neben meinem Hotel ist.


17. Okt.
Wegen Fahrzeugreparatur einen Ausflug nach Sevastopol mit einem Bus von Jalta gemacht, auch die Bussationen werden überwacht und mitunter Gepäck durchsucht.

Auf einem Fernbusplan ist zu sehen, das Neurussland verkehrstechnisch noch nicht eingebunden ist:

In dem ehemaligen Militärstützpunkt Russlands, zur Zeit nur wenig Schiffe zu sehen die Hafeneinfahrt stark bewacht die kleinen Nahverkehrs- bzw. öffentlichen Schiffchen, welche von einem Ufer zum anderen verkehren für 30 Cent, dort werden die Eingänge und Ausgänge bewacht und untersucht, Fotografieren verboten.

Die ganze Zeit überfliegen Migs und Hubschrauber die Stadt, die Stimmung erscheint sehr still und gedrückt der Markt sehr leer und auch an den kleinen Anlegestellen der Boote nur wenig Leben, die Cafés und Restaurants weitgehend leer. Daneben wie damals auch in Odessa viele sturzbetrunkene Männer die irgendwo auf der Straße rumliegen oder in den Ecken. Eine ältere Frau auf dem Markt freut sich das mal Ausländer vorbeikommen und lässt uns alle möglichen Produkte probieren Pfirsiche Nüsse Datteln und ein wenig davon kaufen wir auch und sie versucht über den Krieg zu reden und sagt im Prinzip, das alles im Wesentlichen Schuld der Amerikaner sei, weil die sich in die inneren Fragen der Russen eingemischt haben.

Besonders in Sevastopol ist auffällig wie die Erinnerung an den großen vaterländischen Krieg wieder neu aktiviert wird.
Überall Denkmäler Monumente Tafeln neu getuencht mit alten Geschichten. Daneben zahlreiche sozialistische Symbole Hammer und Sichel, Leninstraße, Marxstraße ebenso frisch aufgemacht.

Aber ebenso wird auch schon dem Beschuss der Ukraine auf Sewastopol gedacht:

Ein riesiges Museum in der alten Festung von 1845, mit der Erinnerung an den Krimkrieg der für die Russen ja nicht gerade gut ausgegangen ist, ausgeweitet dann auf die späteren Kriege was die Krim betrifft mit der besonderen Betonung der Rückeroberung durch die Rote Armee.

siehe hierzu auch mein Video: https://youtu.be/riU9l487iQk

Am Ende dann eine Galerie von Frauen in Uniformen wo ich zuerst dachte es geht um die neue Frauenarmee, aber es waren alles Frauen die ihre Soldaten im jetzigen Krieg verloren haben. Doch ein wenig defätistisch, ähnlich wie in der Ukraine, wo in vielen Städten mit Plakaten und Tafeln an die toten Soldaten erinnert wird.

Allerdings gibt es auch vor Sewastopol einen Gedenkfriedhof für die gefallenen deutschen Soldaten und einen für die gefallenen türkischen Soldaten.
An einer Tankstelle neben dem Busbahnhof in Sevastopol war die Beschilderung der Toilette und des Aussenbereiches viersprachig, Russisch, Ukrainisch, Englisch, und Chinesisch.

Wenn man es sich so genau überlegt dann hat die Menschheit seit Anbeginn den Hauptteil ihrer Energie und ihrer Kraft und ihres Wissens darauf angewendet sich gegenseitig zu vernichten, wie primitiv und armselig! Das trotzdem die Bevölkerung mittlerweile auf über 8 Milliarden angestiegen ist, ist kein Zeichen einer gestiegenen zivilisatorischen Vernunft sondern einfach nur biologische Gier, die noch stärker zu sein scheint als alle entwickelten und angewendeten Vernichtungswaffen. Und parallel dazu die Gier einzelner Individuum sich materiell unbeschränkten Reichtum verschaffen zu wollen auf Kosten der Gesamtheit.

Was den Bau Wahnsinn der Russen auf der Krim und im besetzten Küstengebiet betrifft hat man manchmal den Eindruck wie in den 40er Jahren in Deutschland, das man versucht etwas groß aufzubauen, und weil es zu groß wird das es irgendwann wieder zusammenbrechen könnte. Hybris nennt man das mitunter auch.

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