Do.. Juli 31st, 2025

Man kommt an ihm nicht vorbei: Stadtführer Bruno Rancis

Schon im Jahr 2027 soll Libau „Kulturhauptstadt Europas“ werden. Doch was wissen Deutsche – und Letten – über die spannende, wechselvolle, reichhaltige Geschichte der „Stadt der Musik“ und der „Stadt, in der der Wind geboren wird“ in Kurland?
Ein Mann sorgt für Aufklärung. Bildung aus Libau. Für sein geliebtes Libau. Bruno Rancis gab der deutschen Fachzeitschrift „KK KULTURKORRESPONDENZ ÖSTLICHES EUROPA“, Ausgabe Drittes Quartal 2025, ein ausführliches Interview. Das erstaunliche Portrait des wohl kompetentesten Stadtführers der Ostsee-Metropole ist dort auf den Seiten 20-22 nachzulesen.
Der Themenschwerpunkt des etablierten Osteuropa-Mediums lautet „Kurland – Geschichte und Gegenwart“.
Ein Gebiet, auf dem der perfekt Deutsch sprechende und Touristen aus der ganzen Welt im Libauer Gefängnis „Karosta“ durch Zarenreich und Sowjetunion führende Rancis ein Heimspiel liefert.

Wer sich vor dem epochalen Jahr 2027 Libau mit fachkundiger Führung auf Deutsch, Englisch, Russisch als Tourist nähern möchte, dem gibt Rancis im KK-Gespräch einige harte Kost auf den Weg, die jedoch in die Zukunft eines europäischen und sich wieder seiner deutschen Wurzeln besinnenden Lettlands weist.

„Wenn es um das kulturelle Gedächtnis von Libau/Liepāja, der Europäischen Kulturhauptstadt 2027 geht, führt kein Weg an ihm vorbei. Der Stadtführer und Geschichtsvermittler Bruno Rancis, geboren 1975, erzählt von Fassaden, die niemand mehr beachtet, oder von Straßennamen, die verschwunden sind. Nach Jahren in Deutschland hat der gebürtige Rigaer begonnen, die Heimatstadt seiner Mutter zu entdecken, und organisiert Führungen und Bildungsprojekte mit seinem ‚Entwicklungsverein Jaunliepaja‘. Zudem organisiert er deutschsprachige Stammtische in Riga – nicht als Folklore, sondern um über Geschichte, die längst nicht zu Ende erzählt ist, zu sprechen. Mit KK-Redakteur Markus Nowak spricht er über die Wiederentdeckung der deutschen, jüdischen und sowjetischen Spuren im Stadtbild Libaus […] Woran liegt es, dass sich viele Letten mit dem ‚deutschen‘ Teil der Stadtgeschichte Libaus so schwertun?
[Antwort von Bruno Rancis] Das hat viele Gründe. Erstens leben wir Letten seit der Wende mit einer Art nationalem Wiederaufbauprojekt.
Nach fünfzig Jahren Sowjetzeit wollten wir uns neu definieren – aber da hat man sich vor allem auf das Eigene konzentriert, nicht auf das Gemeinsame. Wir haben die Geschichte nicht wirklich neu gelesen. Viele sagen, wir hatten 700 Jahre deutsche Herrschaft in Lettland.
Für viele ist es ein fremdes Kapitel.
Wir sehen das deutsche Erbe noch nicht als unseres an. Erst langsam wird es auch als Teil unserer Geschichte gesehen, es ist im Prozess, aber das dauert.“

Libau ist für Interessierte schon vor dem Jahr 2027 direkt erreichbar: Mit der Reederei STENA LINES von Lübeck-Travemünde mit dem eigenen Fahrzeug oder als Fußpassagier. Oder auf dem Landweg über die mittlerweile sehr guten Straßen Polens und Litauens. Oder aus der Hauptstadt Riga aus mit dem Mietwagen, Bus oder jetzt auch wieder in guten 3 Stunden mit dem mindestens einmal jeden Tag verkehrenden Zug (am Sonntag fährt die Bahn zweimal pro Tag).

Von Bruck M. Kimmerle

Das erste Mal in den Baltics (Litauen) in 2003, seit 2006 geschäftlich und privat in Riga ansässig, seit 2007 Veranstalter, Organisator, Koordinator des Berliner Expertennetzwerks BALTISCHER DIALOG, seit 2024 Reaktivierung des länger als 2 Jahrzehnte bestehenden STAMMTISCH LETTLAND in Riga. Gott schütze Lettland!

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