Mo. Sep 16th, 2024

Sturmschaden in Riga. Foto: Udo Bongartz

Von Sonntag auf Montag brachten Sturm und Starkregen in Lettland viele Bäume zu Fall, Fahrbahnen und Keller wurden überschwemmt, Autos und Dächer beschädigt. Da Meteorologen rechtzeitig gewarnt hatten, sahen sich die Menschen vor und niemand wurde verletzt. Das für die Jahreszeit ungewöhnliche Tiefdruckgebiet traf vor allem den Süden der Rigaer Bucht, wo sich die lettische Hauptstadt befindet. Die Niederschlagsmengen erreichten neue Rekorde.

Das waldreiche Lettland sieht Ende Juli 2024 vielerorts zerzaust aus: Abgebrochene Äste liegen auf Straßen und Wegen verstreut; mancherorts blockieren umgestürzte Baumstämme die Durchfahrt. Bus- und Bahnreisende mussten mit Verzögerungen und Ausfällen rechnen; auch der Rigaer Flughafen war zeitweise gesperrt. Sturmböen und Starkregen verursachten zahlreiche Sachschäden an Autos und Gebäuden. In Semgallen traf es auch die Landwirte: Felder stehen unter Wasser, so dass Getreide, Kartoffeln und Gemüse verderben. Der Wind beschädigte Obstplantagen.

Zerborstene Bäume in einem Plattenbau-Viertel von Riga-Kengarags, Foto: Udo Bongartz

Die lettischen Rettungszentralen des Feuerwehr- und Rettungsdiensts VUGD nahmen zirka 1300 Notrufe entgegen, so viel wie bei keinem früheren Ereignis. Die Einsatzkräfte sind mit dem Leerpumpen von Kellern beschäftigt oder beseitigen das Bruchholz, das den Verkehr blockiert. Auch die Elektrotechniker machen Überstunden. Bei Sturm reißen die Überlandleitungen, die die Landbewohner mit Strom versorgen. Diesmal gingen in 16.000 Haushalten die Lichter aus.

Vorübergehend wurde in Riga der Domplatz gesperrt, weil der Wind das Dach des Doms beschädigt hatte und die Gefahr bestand, dass Teile herabfallen. Auch der Domgarten wurde zerzaust, ein mehr als 100 Jahre alter Apfelbaum knickte um. An vielen Stellen konnte das Kanalsystem der Hauptstadt die Regenmengen nicht fassen; einige Fahrbahnen wurden überschwemmt. Videos, auf denen sich Straßen zeitweise in Stadtkanäle verwandelten, sind auch aus Ventspils, Jelgava, Dobele, Jurmala und anderen Orten zu sehen.

Auch den Küstenort Jurmala traf es heftig.

Den aktuellen lettischen Niederschlagsrekord hält nach diesem Wochenende die kleine Gemeinde Kalnciems bei Jelgava, etwa 50 Kilometer von Riga entfernt. Dort fielen in diesen zwei Tagen mindestens 193 Liter pro Quadratmeter – bis um 9 Uhr am Montag, dann versagte das Messgerät (Zum Vergleich: Im Ahrtal wurden während der Hochwasserkatastrophe 115,3 Liter gemessen). Der bisherige Rekordhalter war Ventspils. 176 Liter wurden dort am 8. und 9. Juli 1973 verzeichnet. Auch Riga hat nun einen neuen Zwei-Tage-Rekord: Am 12. und 13. Juli 1986 betrug die Niederschlagsmenge 86 Liter, diesmal sind es 118 Liter.

Meteorologen werten solch ein Tiefdruckgebiet mit Sturmböen und starken Regenfällen im Hochsommer als außergewöhnliches Wetterereignis. Die warme und feuchte Luft bewirkte, dass sich viele Wolken bildeten und unentwegt abregneten. Trotz des Windes führte mangelnde globale Zirkulation in der Atmosphäre dazu, dass sich das Tiefdruckgebiet nicht verlagerte.

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