Alljährlich taucht die Frage auf, ob man Halloween feiern sollte oder nicht. Für die einen ist es nervig, andere bereiten es das ganze Jahr über vor. Wieder andere sehen darin den Teufel persönlich – ja was denn nun? Inzwischen hat sich auch die in Rom ansässige Exorzistenvereinigung zu Worte gemeldet und gefordert, daß man gerade Kinder vor diesem Fest schützen müsse, um sich nicht durch Fehlerziehung in die Nähe des Satanismus zu bringen, wobei allerdings offenbar mit diesem Fest die Satanisten offenbar das neue satanistische Jahr einleiten.
Für den Verfasser, der bis dato nicht wußte, daß es heute noch Exorzisten gibt, ist Halloween in der Form, wie es heute gefeiert wird, wirklich nichts, was man tatsächlich brauchen täte. Wir haben schon den Karneval als heidnisches Relikt in unserer Tradition und Kultur.
Es ist aber sicher kein okkultistisches oder satanistisches Fest. Ich vermute auch, daß dieser Termin auch von Okkultisten für neoheidnischen Spökskes genutzt werden könnte, aber für die die meisten Menschen dürfte dies eher nur eine Art von Partytime sein – eben ausgelassen zu feiern und Spaß zu haben. Und Menschen hatten schon immer Spaß an Mummenschanz, wie ja auch der Karneval zeigt.
Zweifelsohne ist dieser zweite Karneval aus den USA wieder zu uns herübergeschwappt, weil auch die Kirchen ihre Funktionen ans Geber von Traditionen, Festen und Feierlichkeiten und kulturellem Erbe weggefallen und sie sehen es nicht mehr als ihre Aufgabe an, die spirituellen Bedürfnisse der Menschen zu befriedigen. So suchen sich die Menschen dann ihre eigenen Glaubenswelten und neue Formen der Tradition, was dann auch neoheidnischen Gebräuchen Tür und Tor öffnet, die auch noch von Geschäftemachern befeuert werden.
Allerdings den Brauch der Menschen, sich bei manchen Festen in alle erdenklichen Geister-, Monster- oder Fabelwesenkostüme zu stecken ist wohl international verbreitet und findet sich in jedem Kulturkreis. Es ist nicht christlich, aber nicht alles, was nicht christlich ist, ist gleich satanisch oder satanistisch.
Allerdings mißfällt vielen Menschen an der modernen Art des Halloweens, daß manche Späße in der Tat die Grenze zum Übergriff oder sogar zur Straftat überschreiten. Aber wie im Straßenverkehr wissen viele Leute nicht, daß das, was sie für üblich halten oder sogar für erlaubt, eben strafbar ist. Viele Menschen sind auch zu dumm, zu begreifen, daß das, was sie tun, grenzüberschreitend ist. So z.B. das Verkleben von Haustür- und Autoschlössern für Leute, die an der Tür nichts geben wollen, geht zu weit wie auch das Verblocken von Auspuffrohren oder das Werfen von Farbbeuteln ist eben kriminell und kein derber Scherz mehr!
Allerdings wissen auch viele Theologen und auch engagierte Christen nicht mehr, daß eben alle christlichen Feste an Terminen liegen, die mal von heidnischen Festen belegt waren. Ostern z.B. ist das Deflorationsfest der Kelten, Weihnachten das alte Windersonnwendfest, etc. etc. – auch die Speisen an diesen Festen gehen auf heidnische Traditionen zurück. Das Osterlamm und die Osterhasen und Ostereier gehören eben zu jedem Frühlingsfest, zu Silvester haben die Heiden die Geister ausgetrieben durch Lärm – heute Silvesterböllerei!
Auch feiern heutzutage viele Pastoren mit den Kindern ihrer Gemeinde Karneval, obwohl von einem Karneval in der Bibel gar nichts steht und im Gegensatz zu den karnevalistischen Traditionen oder auch den keltischen Wurzeln des Halloweens, wo Götter und Geister bewußt dargestellt werden, die Bibel die Darstellung von einem Gott ausdrücklich ausschließt!
Die alten heidnischen Feste wurden aus zwei Gründen durch christliche Termine ersetzt. Man wollte den heidnischen Brauch austreiben, was wie eben aufgezeigt nur unvollständig gelang – und man wollte auch die Akzeptanz der neuen Religion fördern, indem man sie mit dem Bekannten assoziierte.
Auch der Marienkult ist ein Brauch, der auf die Verehrung der mediterranen Fruchtbarkeitsgöttinnen zurück ging. In Anatolien wurde statt der Maria die Lokalheilige Thekla verehrt, bis die Osmanen dann den Islam ebenda einführten.
Auch viele alte Kirchenplätze sind an Orten alter heidnischer Kulte gelegen. Dies geschah manchmal friedlich, indem hin und wieder sogar die alten Bauwerke einfach umgewidmet wurden oder die alten Kultgegenstände umbenannt wurden. Manchmal geschah dies aber auch auf bestialische Weise, indem die Priester oder auch Priesterinnen auf entsetzliche Weise ermordet wurden. So wurden in der Schweiz Überreste gepfähler Mitras-Priester gefunden und auf Sizilien wurde von einem christlichen Lynchmob ein Venustempel niedergerissen und die Venuspriesterinnen zu Tode gefoltert. Ist das denn christlich oder nicht auch eine Form des Satanskultes innerhalb der Kirche?
Es sind aber auch weitere Bräuche neben dem Christentum entstanden. So ist der Weihnachtsmann kein sehr alter Brauch und es gibt ihn nicht in der christlichen Mythologie. Dasselbe gilt für den Weihnachtsbaum. Es gibt ein Bild von Martin Luther mit seiner Familie am Weihnachtsbaum. Die ersten Weihnachtsbäume kamen im 17.Jhrdt. auf, so daß das Bild ein Anachronismus ist und erst im 19.Jhrdt. entstand, als sich dieser Brauch erst ebendann auch in der einfachen Bevölkerung richtig durchgesetzt hatte. Auch gibt es den neu aufgekommenen Brauch der Weihnachtsgurke, der erst wenige Jahre alt ist und in Bayern entstand, bei dem eine Gurke in den Weihnachtsbaum gehängt wird und jemand sie finden muß.
Man sieht eben, daß Bräuche sich ändern, wenn die alten geistlichen und weltlichen Institutionen und Autoritäten für die Menschen und ihre Sorgen nicht mehr da sein wollen oder vielleicht auch umständehalber nicht können, aber eben solche Änderungen gehen nicht ohne Widersprüche oder Konflikte ab.
So war eben das Allerheiligenfest, das im irischen „All Hallows Ween“ oder eben kurz Halloween war, eben ein christliches Fest, das mit einer keltischen Tradition verschmolzen wurde, ein beschauliches Fest, das mit der Vermischung mit amerikanischen Sitten zu einem eher neoheidnischen Spaßfest wurde, bei dem aber leider manchmal auch Grenzen überschritten werden. Aber diese Art, dieses alte traditionsreiche Fest als Klamauk zu feiern, kann als Zeichen der allgemeinen Verflachung in unserer Gesellschaft gesehen werden, muß aber eben nicht als Satanismus gesehen werden.